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Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2008) > Rezensionen > Hines, Jim C.: Die Goblins

Schatzsuche mal anders
Jim C. Hines' erster Band der Goblins-Trilogie

Jim C. Hines: Die Goblins.
Aus dem Amerikanischen von Axel Franken.
Bergisch Gladbach: Verlag Bastei Lübe 2007
ISBN 978-3-404-28512-9
350 Seiten. EURO 12,95


Wie der Titel schon sagt: Es geht um Goblins. Aber was sind diese Goblins? Es sind Fabelwesen, die vorzugsweise in H�hlen leben, in die sich nur selten Menschen und andere Kreaturen verirren. In allen anderen Geschichten, in denen Goblins �berhaupt erw�hnt werden, sind sie Randfiguren ohne gr��ere Bedeutung. Diese Position am Rande der Heldensagen sollte sich jedoch eines Tages �ndern.

Jig, ein mickriger Vertreter der Gattung der Goblins, lebt mit seiner Rasse gut versteckt in einem weit verzweigten H�hlensystem eines Berges. Er entspricht dem Ideal eines Goblins voll und ganz, er ist hinterh�ltig und lebt nach dem Motto "Ehrenhaftigkeit ist der erste Schritt auf dem Weg zum Gefressenwerden." Wenn er eins nicht sein m�chte, dann ein Held. Er f�hrt lieber Kinderarbeit aus, als mit anderen Goblins �ber die Sicherheit der H�hle zu wachen.

Eines Tages jedoch wird er von einem boshaften Wachhauptmann zu besagtem Wachdienst gezwungen. Die Schicht ist allerdings nur f�r den Hauptmann und seine Freunde, zu denen Jig nicht z�hlt, fr�hlich: Jig muss als Kundschafter die G�nge aussp�hen, w�hrend die anderen Goblins sich ordentlich betrinken. Als Jig also einsam durch die G�nge streift, trifft er in einer gro�en H�hle auf eine Gruppe von Abenteurern, die von Prinz Barius angef�hrt wird. Er wird gefangen genommen, kann sich aber nach einem unheldenhaften Tritt zwischen Barius' Beine befreien und entkommt. Als er den betrunkenen Wachleuten von seinem Fund berichtet, lachen diese ihn zun�chst nur aus, beschlie�en aber doch, der Sache nachzugehen. Zumal ein Kampf sogar gewonnen werden k�nnte, da man doch relativ klar in der �berzahl ist.

Allerdings wissen sie noch nichts von der Anwesenheit eines Zauberers. Dieser hei�t Ryslind, ist Barius' Bruder und nebenberuflich Bogensch�tze. Mit seinem Bogen erledigt er die H�lfte der Goblins, bevor diese �berhaupt die M�glichkeit haben, in die H�hle, welche von den "G�sten' besetzt wurde, zu kommen. Die anderen werden von Barius und dem Zwerg Darnak besiegt. Es �berlebt nur ein einziger Goblin � Jig, der sich hinter einem Felsen versteckt hat. Er hat aber erneut keine Chance, der Gefangennahme zu entkommen. Ein weiteres Mitglied der Abenteurergruppe, das ihm erst jetzt auff�llt, ist eine junge Elbin, die von Barius gefangen genommen wurde.

Nach einer erregten Diskussion beschlie�en die Abenteurer, Jig als F�hrer mitzunehmen. Sie sind auf der Suche nach einem Schatz, wie Jig erfährt. Es gibt nur ein Problem: Jig hat keine Ahnung, wo es in die tieferen Bereiche des H�hlensystems geht. Auch ist er nicht sonderlich motiviert, den Abenteurern m�glicherweise den Weg zur Goblinh�hle zu zeigen. Da es im H�hlensystem auch noch andere gef�hrliche Wesen wie Hobgoblins oder Echsenfische gibt, beschlie�t er, die Abenteurer dort zu beseitigen. Als er jedoch bemerkt, wie schnell die "Oberfl�chenbewohner" mit den anderen H�hlenbewohnern fertig werden, beginnt Jig an seinem Plan zu zweifeln.

Als sich die Gruppe dem See mit den Echsenfischen n�hert, f�llt Darnak ein gro�er Strudel mitten im See auf. Nach einer kurzen Beratung und ein paar get�teten Echsenfischen beschlie�en Ryslind und Barius, dem Mahlstrom im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen. Aber auch dieser Plan hat einen Haken � der See ist wahrlich �berv�lkert mit Echsenfischen. Au�erdem sind Zwerge keine gro�artigen Schwimmer. Darnak ist, erst recht mit seiner R�stung aus Stahl, da keine Ausnahme. Aber f�r solche F�lle hat man Zauberer. Ryslind findet nicht nur einen Weg, zum Mahlstrom zu kommen, sondern auch einen, um sich und den Rest der Gruppe vor den b�sen Fischen zu sch�tzen. Schlie�lich dringt der kleine Goblin mit der bunt gemischten Truppe in die unerforschten Tiefen der H�hle vor und stellt sich dem gr��ten Abenteuer seines Lebens � was sich jedoch schon bald als ein wahnsinniges Himmelfahrtskommando herausstellt.

W�hrend der gesamten Reise durch das Innere des Berges erlebt der Leser hautnah die Entwicklung des egoistischen Jigs, der, mehr oder weniger freiwillig, an der gro�en Mission teilnimmt, das m�chtigste Artefakt aller Zeiten zu bergen. Doch was wird dort unten, kilometertief unter der Erde, aus dem Goblin werden? Werden die tollk�hnen Abenteurer ihre Gier nach Reicht�mern und Macht tats�chlich befriedigen k�nnen? Und muss der eigensinnige Jig doch noch beweisen, dass in einem echten Goblin mehr als nur Furcht steckt, oder schafft er es sogar, sich der l�stigen Anh�ngsel zu entledigen und jemals wieder nach Hause zu kommen?

Der Roman, welcher sehr spannend und mitrei�end erz�hlt wird, wird durch den sarkastischen, fast schon zynischen Schreibstil Hines' stark belebt. Auch wird im kompletten Buch immer wieder auf andere Fantasy-Geschichten angespielt. So wird beispielsweise das Lied vom "Kleinen Burschen mit neun Fingern vom mittleren Kontinent" erw�hnt, genauso wie Barius das Lied von Ellnorein zitiert, in dem es hei�t: "Aus dem Geschlecht der Menschen neun w�hlten alsdann die G�tter aus, die schw�rzesten Hexer sollten sie sein." Ryslind weist ihn allerdings prompt zurecht, dass es zw�lf Magier-G�tter seien und er diese Geschichte mit einer anderen verwechsele.

Diese Anspielungen auf den "Herrn der Ringe" sind nicht zu �bersehen und werden nicht als st�rend empfunden, da sie den Leser am�sieren sollen und ihren Zweck voll und ganz erf�llen. Auch das Treffen mit dem Drachen erinnert an den "Kleinen Hobbit", in dem Bilbo sich mit Smaug unterh�lt. Sogar die Figur des Jig, der unfreiwillig aus seinem Zuhause fortziehen muss, um das B�se zu bek�mpfen, hat verbl�ffende �hnlichkeit mit der Geschichte des kleinen Halblings, wobei durch die belustigenden negativen Charakterz�ge des blauen H�hlenbewohners eine v�llig neue Sichtweise auf die Abenteurer der anderen Rassen und auf die "heldenhaften" Tugenden aufgezeigt wird.

Jim C. Hines ist ein amerikanischer Autor, der seit 2004 Fantasy-Romane schreibt. Er wurde 1974 geboren und lebt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Michigan. Er gewann 1998 den Writers of the Future-Award mit seinem Werk Blade of the Bunny. Er studierte an der Eastern Michigan University Englisch und schloss mit dem Master ab. Vorher studierte er Psychologie an der Michigan State University, schloss den Studiengang allerdings nicht ab. Hines beendete bereits eine Fortsetzung zur Reise des Goblins namens "Goblin Hero", welche die Handlung weiter vorantreibt. Das Buch wurde unter dem Namen "Die R�ckkehr der Goblins" im Dezember 2007 in Deutschland ver�ffentlicht. Au�erdem befindet sich das Finale der Goblin-Trilogie ("Goblin War") bereits in Arbeit.

Das Abenteuer um den kleinen Jig ist ein absolut empfehlenswertes Buch, das es schafft, Seite f�r Seite ein Schmunzeln auf die Lippen der Leser zu zaubern, die offen f�r schwarzen Humor sind. Das Buch bietet eine abwechslungsreiche Fantasygeschichte, die die genretypischen gro�en Abenteuer und Heldentaten fast schon parodiert, ohne jedoch nachgemacht oder gar niveaulos zu wirken. Ganz im Gegenteil: Durch den beeindruckenden Schreibstil des Autors wird bald klar, dass diese Kritik an der Fantasywelt keinesfalls ernst gemeint ist, und so ist der Roman "Die Goblins" eine interessante Alternative zum durchgekauten Thema der Schatzsuchen, welche auf jeden Fall ihren Platz neben den Meisterwerken Tolkiens und den anderen Sagen wie "Die Orks" oder "Die Zwerge" in einer Bibliothek dieser Literatur finden sollte.

Christopher Hollmann, Dennis Weingarten

© TourLiteratur / Autoren
Alle Rechte vorbehalten
Buchcover: © Verlag Bastei Lübe, Bergisch Gladbach

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