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Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2008) > Rezensionen > Schenkel, Andrea Maria: Kalteis

Der Teufel unterwegs auf dem Fahrrad
Der neue Kriminalroman der "Tannöd"-Autorin Andrea Maria Schenkel

Andrea Maria Schenkel: Kalteis. Roman.
Hamburg: Edition Nautilus 2007.
ISBN 978-3-89401-549-7
160 Seiten
EURO 12,90


München, 1. Dezember 1939: Johann Eichhorn wird auf Grund von vielfacher Vergewaltigung und brutalen Mordes durch das Fallbeil hingerichtet. Grausame Taten, wie die seinen, finden bei den Menschen bis heute nur Abscheu und Ekel. Was kann einen Mann dazu veranlassen, so etwas zu tun?

Diese Frage interessierte auch Andrea Maria Schenkel und so fing sie an, Nachforschungen zu jenem abscheulichen Fall anzustellen. Ihr Krimiroman "Kalteis" basiert auf dieser wahren Begebenheit.

Die deutsche Schriftstellerin A. M. Schenkel wurde 1962 in Regensburg geboren. Ihr Romandebüt "Tannöd" (2006), worin ebenfalls ein wahrer Mordfall beschrieben wird, brachte ihr 2007 den Deutschen Krimi-Preis sowie den Friedrich-Glauser-Preis ein. Aufgrund dieser Auszeichnungen und der überaus positiven Kritik gingen wir an ihr zweites Werk mit sehr hohen Erwartungen heran. Folgende Geschichte erwartete uns:

Wie viele andere junge Menschen in den 30er Jahren verlässt die naive Katharina Härtl ihr Dorf und sucht ihr Glück in der Großstadt München. Doch gerade zu dieser Zeit hört man von einem brutalen Vergewaltiger und Mörder, der stets auf der Suche nach neuen Opfern auf dem Fahrrad umherstreift. Immer unmenschlicher scheinen seine Taten zu werden: Schließlich soll er sogar einige Frauen bei lebendigem Leibe verstümmelt haben. Bekannte der Opfer geben ihr Wissen preis und sogar die Vernehmung des Mörders wird von Zeit zu Zeit in Protokollform dargelegt. Von all dem Grauen hat auch Katharina gehört; allerdings hat sie im Moment mit eigenen Sorgen zu kämpfen. Da sie keine Arbeitsstelle findet und ebenso wenig eine feste Unterkunft, rutscht sie nämlich bald ins dunkle Milieu der Prostitution ab. Eines Tages, auf dem Oktoberfest, geschieht etwas, was zwar unverhofft, aber leider nicht anders zu erwarten ist ...

Was den Roman zu etwas Besonderem macht, ist die ungewöhnliche Erzählweise Schenkels. Es wird nicht durchgehend aus einer einzigen Perspektive heraus berichtet, sondern immer wieder wechseln sich Protokolle, Zeugenaussagen und Erzählung ab. Diese Eigenart verleiht dem Buch das gewisse Etwas; es liest sich zügig, denn nie wird ein Gefühl von Monotonie erweckt. Außerdem betrachtet man die Geschichte mit ganz anderen Augen, wenn man weiß, dass sie auf der Realität beruht.

Auf der anderen Seite machen einen Krimi gewöhnlich verschiedene Wendungen und unerwartete Situationen zu einem spannenden Lesevergnügen. Hier sind die meisten Geschehnisse jedoch weniger überraschend, sondern ziemlich vorhersehbar. Zudem finden wir es angebracht, zu erwähnen, dass "Kalteis" eher als harte Kost angesehen werden sollte und weniger als Lektüre für schwache Nerven. Unsere Erwartungen, die wir daran geknüpft hatten, wurden leider nicht wirklich erfüllt, da die detaillierte Beschreibung der bestialischen Taten des Mörders mehr unsere Abneigung erregten, als die einzigartige Erzählweise unser Interesse. Somit würden wir das Buch Jugendlichen unseren Alters nicht unbedingt empfehlen, "abgehärtete" Krimileser werden jedoch vielleicht Gefallen daran finden.



Viktor Kaiser, Florian Rauth

© TourLiteratur / Autoren
Alle Rechte vorbehalten
Buchcover: © Edition Nautilus, Hamburg

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