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Georg K. Glaser-Preis 2011 für Rafik Schami


Copyright: dtv, MünchenDer gemeinsam vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur und dem Südwestrundfunk (SWR) verliehene Georg K. Glaser-Preis geht in diesem Jahr an den Schriftsteller Rafik Schami. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung erhält der deutsch-syrische Autor für seine noch unveröffentlichte Erzählung "Die Narbe des Hammels". Der Preis ist nach dem 1910 im rheinhessischen Guntersblum geborenen und 1995 in Paris gestorbenen Autor Georg K. Glaser benannt. Er wird seit 1998 vergeben, bisher u.a. an Christoph Peters (2000), Hanns-Josef Ortheil (2004), Dagmar Leupold (2007), Jörg Matheis (2009) und im letzten Jahr Monika Rinck. Der ebenfalls jährlich verliehene Förderpreis ist mit 3.000 Euro dotiert; er geht in diesem Jahr an den 1970 in Kandel geborenen Autor Joachim Geil. Die Preisverleihung an Rafik Schami findet am 13. September 2011 in Mainz statt.

Rafik Schami wurde am 23. Juni 1946 in Syrien geboren und wuchs als Mitglied der christlich-aramäischen Gemeinde in Damaskus auf. 1971 ging er nach Deutschland, wo er in Heidelberg Chemie und Pharmakologie studierte und bereits erste Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien veröffentlichte. Nach seiner Promotion zum Dr. rer.nat. 1979 arbeitete er noch einige Jahre als Chemiker und lebt seit 1982 als freier Schriftsteller in der Pfalz. Schami will in seinen Büchern "von einem Orient erzählen, der eine kulturell reiche Vergangenheit hat, in dem über Jahrtausende verschiedene Religionsgemeinschaften friedlich nebeneinanderlebten und Minderheiten nicht um ihr Leben bangen mussten. Wer meine Geschichten liest, soll die Farben des Morgenlandes sehen, die Düfte riechen, die Klänge hören." (Rafik Schami in einem ZEIT-Gespräch mit Patrik Landolt. In: Die Zeit Nr. 34 vom 15. August 1997, S. 37)

Schamis Bücher sind mittlerweile in über zwanzig Sprachen übersetzt worden, inzwischen auch ins Arabische. Schami, der sich leidenschaftlich für einen Dialog zwischen Israelis und Palästinenser einsetzt, wurde lange von den arabischen Staaten boykottiert. Erst ab 2004 begann der in Köln ansässige Verlag Al-Kamel Schamis Gesamtwerk auf Arabisch zu verlegen. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen "Der Fliegenmelker. Geschichten aus Damaskus" (1985), "Bobo und Susu" (1986), "Der erste Ritt durchs Nadelöhr" (1986), "Der ehrliche Lügner" (1992), "Der fliegende Baum" (1992), "Reisen zwischen Nacht und Morgen" (1995), "Milad. Von einem der auszog, um einundzwanzig Tage satt zu werden" (1997), "Gesammelte Olivenkerne. Aus dem Tagebuch der Fremde" (1997), "Sieben Doppelgänger" (1999), "Die Sehnsucht der Schwalbe" (2000), "Angst im eigenen Land. Israelische und palästinensische Schriftsteller im Gespräch" (2001). 2002 erschien Schamis Buch "Mit fremden Augen. Tagebuch über den 11. September, den Palästinakonflikt und die arabische Welt". 2004 folgte der überaus erfolgreiche Roman "Die dunkle Seite der Liebe", vier Jahre später "Das Geheimnis des Kalligraphen". Zuletzt erschien der Band "Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat und andere seltsame Geschichten" (2011).

Copyright: dtv, MünchenSchamis Werk wurde u.a. mit dem Thaddäus-Troll-Preis des Landes Baden-Württemberg (1986), dem Zürcher Kinder- und Jugendbuchpreis (1987), dem Rattenfängerpreis der Stadt Hameln (1990), dem Adalbert-von-Chamisso-Preis (1993), dem Hermann-Hesse-Preis (1994), dem Hans-Erich-Nossack-Preis (1997), dem Weilheimer Literaturpreis im Jahr 2002, dem Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz (2003) und dem Nelly-Sachs-Preis (2007) ausgezeichnet. Rafik Schami ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

In einem kürzlich im Internetportal "Qantara – Dialog mit der islamischen Welt" veröffentlichten Interview sagte Schami:
"Wir sind in den 1950er Jahren eine sehr aufmüpfige, wunderschöne Republik gewesen, die habe ich als junger Mann noch erlebt. Da gab es richtige Wahlen, richtige Zeitungen, wir hatten keinen einzigen politischen Gefangenen, wir lebten frei und hatten keine Angst vor der Regierung. Wir haben uns getraut, über jeden zu schimpfen – das war das Syrien meiner Kindheit und Jugend. Und plötzlich kommt ein Regime, das alle Freiheiten raubt, das mich exiliert – deshalb bin ich oppositionell von Anfang an. Ich gehöre aber keiner Gruppe oder Partei an. Ich bin für einen laizistischen Staat, sprich: für die Trennung von Staat und Religion. Und ich bin für Vielfalt und für die Freiheit Andersdenkender."
(Interview vom 18. Juli 2011 – der ganze Text ist hier zu lesen.)

Links:
Rafik Schami - Autoren-Website des Deutschen Taschenbuch Verlags (dtv), München:
www.rafik-schami.de
"Lebenswege: Rafik Schami" - Umfassendes Porträt mit Leseprobe auf den Seiten des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:
http://lebenswege.rlp.de/lebenswege/rafik-schami

Rafik Schami - Tabellarischer Lebenslauf bei "Marabout":
www.marabout.de/Schami/Schami.htm

"Rafik Schami. Der Erzähler der Nacht" - Umfassender Porträtartikel von Henrike Roßbach in der FAZ Nr. 274 vom 24. November 2007, S. C3:
www.faz.net/artikel/C30609/rafik-schami-der-erzaehler-der-nacht-30144379.html

Buchcover / Lesetipps:
oben:
Bettina Wild: Rafik Schami. München: dtv 2006. (= dtv porträt. 31084.)
unten:
Rafik Schami: Das Geheimnis des Kalligraphen. Roman. München: dtv 2010.
©: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München


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