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Berliner Literaturpreis 2012 für Rainald Goetz
"Meine Sachen sind asozial und destruktiv", hat Rainald Goetz einmal im Rahmen eines "SPIEGEL"-Interviews bekannt (In: Der Spiegel Nr. 50 vom 13. Dezember 1999, S. 250 - 253, hier: S. 251). Ein spektakulärer Auftritt beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb des Jahres 1983 machte den Autor mit einem Schlag bekannt: Während der Lesung ritzte er sich mit einer Rasierklinge die Stirn auf und ließ das Blut auf sein Manuskript tropfen. Im gleichen Jahr erschien sein erstes Buch "Irre", dem bis heute zahlreiche Prosa- und Dramenbände folgten.
Nun wird der 57-jährige Schriftsteller mit dem Berliner Literaturpreis 2012 der Stiftung Preußische Seehandlung ausgezeichnet. Die mit 30.000 Euro dotierte Ehrung geht an Autoren, "die mit ihrem literarischen Werk in den Gattungen Erzählende und Dramatische Literatur sowie Lyrik einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben", wie es in der Satzung heißt. Mit dem Preis verbunden ist eine Berufung auf die "Heiner-Müller-Professur für deutschsprachige Poetik" der Freien Universität Berlin für das Sommersemester 2012. In diesem Rahmen wird Goetz auch eine Autorenwerkstatt für junge Schreibende leiten.
In der Begründung der diesjährigen Jury (Jens Bisky, Ulrich Janetzki, Ulrich Khuon, Winfried Menninghaus und Kristin Schulz), die auf der Website der Stiftung Preußische Seehandlung zu lesen ist, heißt es, der Preis werde Goetz "für sein eigensinniges, singuläres Werk zugesprochen"; der Autor verbinde "Neugier und den unbedingten Willen zur Zeitgenossenschaft" mit "der idiosynkratischen Abwehr des Aufdringlichen und Betriebshaften". Und weiter: "Kaum ein zweiter Autor trifft Geist und Stimmung der Gegenwart, Lebensgefühl und Sound, mit solcher Präzision. Seine Sprache widersteht dem Muffigen, Zuckrigen, Banalen."
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, wird den Preis am 27. März 2012 im Roten Rathaus überreichen. Zugleich wird Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität, die Berufung auf die Heiner-Müller-Gastprofessur vornehmen.
Rainald Goetz, geboren am 24. Mai 1954 in München, studierte Theaterwissenschaft, Geschichte und Medizin in München und Paris. Sein Studium schloss er sowohl in Geschichte als auch in Medizin mit der Promotion ab. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Prosabände "Irre" (1983), "Kontrolliert" (1988), "Rave" (1998), "Abfall für Alle" (1999), "Dekonspiratione" (2000) und "Loslabern" (2009) sowie die Stücke "Krieg" (1986), "Festung" (1993) und "Jeff Koons" (1998). Zuletzt erschien bei Suhrkamp der Band "Elfter September 2010. Bilder eines Jahrzehnts" (2010).
Goetz’ Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Den Mülheimer Dramatikerpreis gewann er gleich drei Mal (1988, 1993, 2000), außerdem erhielt er 1991 den Heinrich-Böll-Preis, den Else-Laser-Schüler-Dramatikerpreis des Jahres 1999 sowie ein Jahr später den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis.
Lektüretipp (Cover oben):
Rainald Goetz. Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur, Bd. 190, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold. München: edition text + kritik 2011.
Mitarbeiter des Hefts sind Jochen Bonz, Tina Deist, Norbert Otto Eke, Charis Goer, Stefan Greif, Lutz Hagestedt, Mirko F. Schmidt, Eckhard Schumacher und Andreas Wicke.
Links:
Website der Stiftung Preußische Seehandlung:
www.stiftung-seehandlung.de
Infos zur Heiner-Müller-Professur für deutschsprachige Poetik auf der Homepage der Freien Universität Berlin:
www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we03/gastprofessuren/heiner_mueller
Rainald Goetz - Biografischer Artikel bei "Who's Who":
www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=1890&RID;=1
Knappe bio-bibliografische Infos auf den Seiten des Suhrkamp Verlags:
www.suhrkamp.de/autoren/rainald_goetz_1522.html
Knappe bio-bibliografische Infos auf der Seite "Neue Deutsche Dramatik" des Goethe-Instituts:
www.goethe.de/kue/the/nds/nds/aut/goe/deindex.htm
Der "Wikipedia"-Artikel zu Rainald Goetz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rainald_Goetz
Weitere Links auf der Seite "Fachinformationen / Internetquellen Germanistik" (FU Berlin):
www.ub.fu-berlin.de/service_neu/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/autorg/goetz.html
Buchcover:
©: edition text + kritik, München |