Rafik
Schami mit Rheinland-Pfälzischen Kunstpreis ausgezeichnet
Der
in Syrien geborene Autor Rafik Schami ist am 26. Juni 2003 mit dem Kunstpreis
des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden, der höchsten Ehrung,
die das Bundesland für Kulturschaffende zu vergeben hat. Kulturminister
Jürgen Zöllner üerreichte den mit 10.000 Euro dotierten
Preis in Mainz. Zöllner würdigte den mit seinen Märchen
und Geschichten aus dem Orient berühmt gewordenen Schriftsteller
als "meisterhaften Erzählkünstler".
Rafik Schami wurde am 23. Juni 1946 in Syrien geboren und wuchs als
Mitglied der christlich-aramäischen Gemeinde in Damaskus auf. 1971
ging er nach Deutschland, wo er in Heidelberg Chemie und Pharmakologie
studierte und bereits erste Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien
veröffentlichte.
Nach seiner Prmotion zum Dr. rer.nat. 1979 arbeitete er noch einige
Jahre als Chemiker und lebt seit 1982 als freier Schriftsteller hauptsächlich
in Kirchheimbolanden in der Pfalz. Schami will in seinen Büchern
"von einem Orient erzählen, der eine kulturell reiche Vergangenheit
hat, in dem üer Jahrtausende verschiedene Religionsgemeinschaften
friedlich nebeneinanderlebten und Minderheiten nicht um ihr Leben bangen
mussten. Wer meine Geschichten liest, soll die Farben des Morgenlandes
sehen, die Düfte riechen, die Klänge hören." (Rafik
Schami in einem ZEIT-Gespräch mit Patrik Landolt. In: Die Zeit
Nr. 34 vom 15. August 1997, S. 37)
Schamis Bücher sind mittlerweile in üer zwanzig Sprachen
üersetzt worden - nur ins Arabische noch nicht: Schami, der sich
leidenschaftlich für einen Dialog zwischen Israelis und Palästinenser
einsetzt, wird von den arabischen Staaten boykottiert. Allerdings: Ab
2004 wird der in Köln ansässige Verlag Al-Kamel Schamis Gesamtwerk
auf Arabisch verlegen.
Zu seinen bekanntesten Büchern zählen "Der Fliegenmelker.
Geschichten aus Damaskus" (1985), "Bobo und Susu" (1986),
"Der
erste Ritt durchs Nadelöhr" (1986), "Der
ehrliche Lügner" (1992), "Der fliegende Baum" (1992),
"Reisen zwischen Nacht und Morgen" (1995), "Milad. Von
einem der auszog, um einundzwanzig Tage satt zu werden" (1997),
"Gesammelte Olivenkerne. Aus dem Tagebuch der Fremde" (1997),
"Sieben Doppelgänger" (1999), "Die Sehnsucht der
Schwalbe" (2000) und "Angst im eigenen Land. Israelische und
palästinensische Schriftsteller im Gespräch" (2001).
Im letzten Jahr erschien Schamis Buch "Mit
fremden Augen. Tagebuch über den 11. September, den Palästinakonflikt
und die arabische Welt".
Schamis Werk wurde u.a. mit dem Thaddäus-Troll-Preis des Landes
Baden-Württemberg (1986), dem Zürcher Kinder- und Jugendbuchpreis
(1987), dem Rattenfängerpreis der Stadt Hameln (1990), dem Adalbert-von-Chamisso-Preis
(1993), dem Hermann-Hesse-Preis (1994), dem Hans-Erich-Nossack-Preis
(1997) und dem Weilheimer Literaturpreis im Jahr 2002 ausgezeichnet.
Rafik Schami ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen
Künste.
Weiterführende
Links zu Rafik Schami
Buchcover:
Rafik Schami: Gesammelte Olivenkerne. Aus dem Tagebuch der Fremde. München:
Hanser Verlag 1997.
(TourLiteratur 7 / September 2003)
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Jean-Paul-Preis
2003 für den Schweizer Thomas Hürlimann
Der
Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann wurde am 25. September
2003 mit dem Jean-Paul-Preis 2003 ausgezeichnet. Der mit 12.500 Euro dotierte
Preis wurde in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in
München verliehen. Der Erzähler und Dramatiker debütierte
1981 mit dem Erzählband "Die Tessinerin". In der Begründung
der Jury heißt es, Hürlimann sei ein kritischer Zeitgenosse,
der in der "großen Tradition schweizerdeutscher Literatur von
Gottfried Keller bis Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt" stehe.
Thomas Hürlimann wurde am 21. Dezember 1950 in Zug geboren. Nach
seiner Schulzeit in der Stiftschule in Einsiedeln studierte er Philosophie
in Zürich und an der FU Berlin. Zwischen 1978 und 1980 arbeitete
er als Regieassistent und Dramaturg am Berliner Schiller-Theater. Seit
1985 ist Thomas Hürlimann wieder in der Schweiz, er lebt und arbeitet
in Willerzell in der Nähe von Einsiedeln. 2001 war er Gastdozent
am Literaturinstitut in Leipzig. Zu seinen bekanntesten Werken zählen
die Stücke "Großvater und Halbbruder" (1981), "Stichtag" (1984),
"Der letzte Gast" (1990), "Der Gesandte" (1991), "Carleton" (1996) und
"Das Lied der Heimat" (1998) sowie die Prosabände "Das Gartenhaus"
(1989), "Satellitenstadt" (1992), der Roman "Der große Kater"
(1998) und die Novelle "Fräulein Stark" (2001). Im letzten
Jahr erschien bei Ammann der Essayband "Himmelsöhi,
hilf! Über die Schweiz und andere Nester". Hürlimanns Werk wurde
u.a. mit dem "aspekte"-Literaturpreis (1981), dem Rauriser Literaturpreis
(1982), dem Berliner Literaturpreis (1992), dem Marieluise-Fleißer-Literatur-Preis
(1992), dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (1997), dem Solothurner
Literaturpreis (1998) sowie dem Joseph-Breitbach-Preis (2001) ausgezeichnet.
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Links zu Thomas Hürlimann
Buchcover:
Thomas Hürlimann: Fräulein Stark. Novelle. Zürich: Ammann
Verlag 2001.
(TourLiteratur 7 / September 2003)
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Mahner
und Moralist: Leo-Baeck-Preis für Ralph Giordano
Der
Publizist und Schriftsteller Ralph Giordano ist im September 2003 in
Berlin mit dem Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland
ausgezeichnet worden.
Giordano sei ein "Mahner gegen Rechtsradikalismus und gegen das
Verdrängen des Holocausts", heißt es in der Begründung
von Zentralrats-Präsident Paul Spiegel. Die Auszeichnung, dotiert
mit 10.000 Euro, wird seit 1957 in Erinnerung an den Berliner Rabbiner
Leo Baeck (1873-1956) verliehen. Zu den bisherigen Preisträgern
zählen Richard von Weizsäcker (1994), Johannes Rau (1995),
Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (1997), Roman Herzog (1998), der ehemalige
Bundesminister und SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel (2001) sowie im
letzten Jahr die Schauspielerin Iris Berben. In seinem Glückwunschschreiben
zur Verleihung des Leo-Baeck-Preises würdigt Bundeskanzler Gerhard
Schröder Giordanos "leidenschaftliches wie engagiertes Eintreten
gegen das Vergessen und Verdrängen".
Ralph Giordano wurde am 23. März 1923 in Hamburg als Sohn einer
jüdischen Klavierpädagogin und eines Musikers sizilianischer
Abstammung geboren. Unmittelbar nach dem Erlass der Nürnberger
Rassengesetze erhielt die Familie Berufsverbot. 1940 wurde Ralph Giordano
wegen "zersetzender Tätigkeit" von der Gestapo verhaftet
und gefoltert. Die Schule - die Gelehrtenschule des Johanneums - durfte
er nicht mehr besuchen. Nach 1943 wurde die Familie - mittlerweile ausgebombt
- zu Zwangsarbeit verpflichtet. Immer wieder gab es Misshandlungen und
Folterungen durch die Nazis, bis sich die Familie vor den Zugriffen
verstecken konnte. Im Mai 1945 wurden die Giordanos durch die einrückenden
Briten befreit. 1946 begann Giordano seine journalistische Arbeit. Im
gleichen Jahr trat er der KPD bei und blieb bis 1957 Mitglied. Seit
1961 hat er üer hundert Fernseh-Dokumentationen für den NDR,
den WDR und den Sender Freies Berlin produziert. Zu seinen bekanntesten
Büchern zählen "Morris. Geschichte einer Freundschaft"
(1948), "Menschen und Mauern" (1975), "Die zweite Schuld
oder Von der Last, Deutscher zu sein" (1987), "Wenn Hitler
den Krieg gewonnen hätte" (1989), "Israel, um Himmels
willen" (1991), "Ostpreußen ade" (1994), "Mein
irisches Tagebuch" (1996), das Kinderbuch "Der Wombat und
andere tierische Geschichten" (1997) und "Die Traditionslüge.
Vom Kriegerkult in der Bundeswehr" (2000). Im letzten Jahr kam
bei Kiepenheuer & Witsch der Band "Sizilien, Sizilien! Eine
Heimkehr" heraus.
1982
erschien Giordanos Roman "Die Bertinis", der deutlich autobiografische
Züge trägt - eine groß angelegte Familien-Saga um das
Schicksal einer jüdischen Familie im Hamburg der Nazizeit. "Dieses
Buch war notwendig, es hat gefehlt", schrieb Heinrich Böll
im "Spiegel" (Nr. 18 vom 3. Mai 1982), "es bietet Rückblick
auf die unsäglichen Folgen des Rassenwahns, es kommt in einem Augenblick,
wo Begriffe wie 'reines Blut' oder gar 'deutsches Blut' wieder zu spuken
beginnen und Angst verbreiten". "Die Bertinis" seien,
so Böll weiter, "ein Buch der Empfindsamkeit (...). Empfindsamkeit
ist die Voraussetzung für die Fähigkeit, alle Varianten der
Feindseligkeiten, des Rassenwahns, des Opportunismus, auch des Widerstands
und des Hasses auf dieses verfluchte Nazisystem nicht nur zu registrieren,
sondern auch sprachlich zu verkörpern und an Personen zu fixieren."
"Die Bertinis" wurden zu einem internationalen Bestseller
und 1988 mit großem Erfolg von Regisseur Egon Monk verfilmt.
Jörn
Lauterbach in der "Welt" vom 18. September 2003:
"Für das Judentum in Deutschland ist er (Giordano) in jedem
Fall seit Jahrzehnten der Spiritus Rector, und es ist schon mehr als
verwunderlich, dass der Leo-Baeck-Preis (...) 46 Mal vergeben werden
konnte, ohne den heute 80-Jährigen zu berücksichtigen."
Stefan Braun in der "Stuttgarter Zeitung" vom 18. September
2003:
"Ralph Giordano ist einer, der kämpft und auf die Nerven gehen
will, jedenfalls denen, die nicht glauben oder nicht mehr hören
wollen, was er, der Überlebende der NS-Gewalt, üer das Deutschland
der Nachkriegszeit zu sagen hat."
Weiterführende
Links zu Ralph Giordano
Homepage
des Zentralrats der Juden in Deutschland
Buchcover oben: Ralph Giordano: Die Traditionslüge. Vom Kriegerkult
in der Bundeswehr. Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch 2000.
Buchcover unten: Ralph Giordano: Die Bertinis. Roman. Frankfurt/Main:
Fischer Taschenbuch Verlag 1985 (und weitere Auflagen).
(TourLiteratur
7 / September 2003)
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Vom
Wetter zum Mord - Ulrich Wickerts erster Krimi
Der
Welterklärer als Dandy - so kennt man Ulrich Wickert, Anchorman
der Daily-News-Soap "Tagesthemen". Dass der weltgewandte Genießer
auch ein Mann des Geistes ist, hat er in den letzten 20 Jahren bereits
hinlänglich bewiesen. Nun hat der 61-Jährige seinen ersten
Krimi vorgelegt: "Der Richter aus Paris", so der Titel der
abenteuerlichen, wenn auch etwas verworrenen Geschichte um einen Untersuchungsrichter,
der die schwarzen Konten französischer Parteien aufdecken will
- "Eine fast wahre Geschichte", wie es im Untertitel heißt.
Manche Rezensenten frotzeln schon, Wickerts Wetter-Schmonzetten seien
spannender als diese Story um Korruption und Schmiergelder, Kriegsverbrechen
und Polit-Sumpf. Wie dem auch sei: Die knapp 260
Seiten, bei Hoffmann & Campe erschienen, sind für 19,90 Euro
zu haben.
Mehr
Informationen zum Buch beim ...
...
Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg
Die
Homepage Ulrich Wickerts
Biografischer
Text zu Ulrich Wickert bei "Rasscass.com"
Buchcover:
Ulrich Wickert: Der Richter aus Paris. Eine fast wahre Geschichte. Hamburg:
Verlag Hoffmann & Campe 2003.
(TourLiteratur 7 / September 2003)
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"aspekte"-Literaturpreis
für Roswitha Haring
Roswitha
Haring, 1960 in Leipzig geboren, Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin,
erhält den mit 7.500 Euro dotierten "aspekte"-Literaturpreis
für das beste Prosadebüt des Jahres 2003. Haring bekommt die
Auszeichnung für ihre bei Ammann erschienene Novelle "Ein
Bett aus Schnee".
Homepage
des Ammann Verlages, Zürich
Das
Kulturmagazin "aspekte" im ZDF
"Ein
stiller und kalter Ort" - Michael Hametner in der Wochenzeitung
"Freitag" vom 13. Juni 2003 über Roswitha Harings Novelle "Ein
Bett aus Schnee"
(TourLiteratur 7 / September 2003)
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Buchmessen-Farce:
Deutschland und Kuba boykottieren sich gegenseitig
Die
einen sprechen von Kulturblockade, die anderen begrüßen den
Schritt des deutschen Auswärtigen Amts, sich nicht offiziell an
der 13. Internationalen Buchmesse 2004 in Havanna zu beteiligen, bei
der Deutschland Länder-Schwerpunkt gewesen wäre. Hintergrund:
Fidel Castro ließ 75 Dissidenten zu hohen Haftstrafen verurteilen
und drei Bootsentführer hinrichten. Die Verschlechterung der Menschenrechts-Situation
auf der Karibik-Insel, so das AA, sei nicht hinnehmbar. Prompt kam die
Retourkutsche: Der kubanische Verlegerverband ließ mitteilen,
dass kubanische Autoren und Verlage nicht zur Frankfurter Buchmesse
kommen werden. Zu Recht? Dass hier der letzten Faden zerrissen werde,
"der die kubanische Kultur an die Außenwelt bindet",
werde sich, so prognostiziert Paul Ingendaay in der "FAZ"
vom 3. September 2003, "als weiterer Fehler Castros erweisen".
Homepage
der Messe in Havanna
Homepage
der Kubanischen Botschaft in Deutschland
Zahlreiche
Kuba-Links auf der Site "Cuba Sí", einer Arbeitsgemeinschaft beim
Parteivorstand der PDS
(TourLiteratur 7 / September 2003)
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