Joachim-Ringelnatz-Preis
für Robert Gernhardt
Letztes
Jahr ist er erstmals verliehen worden - der Joachim-Ringelnatz-Preis
für Lyrik; erster Preisträger war Peter Rühmkorf. Im
nächsten Jahr nun ist Robert Gernhardt an der Reihe. Er erhält
den mit 15.000 Euro dotierten Lyrikpreis, der von der Stadt Cuxhaven
und der Joachim-Ringelnatz-Stiftung alle zwei Jahre vergeben wird. In
der Begründung der Jury heißt es,
Gernhardt habe uns wie Ringelnatz Gedichte geschenkt, "die weitergesagt
werden möchten". Der 1937 in Reval (Estland) geborene Schriftsteller,
Karikaturist, Maler und Zeichner beweise, "dass der Reim dort noch
nicht ist, wo er im Vers steht". Gernhardt, dessen Werk seit 2002
im S. Fischer Verlag erscheint, veröffentlichte zuletzt den Band
"Im Glück und anderswo". Die Preisverleihung findet am
4. Juni 2004 im Theater Cuxhaven statt. Die Laudatio wird der Moderator
und Germanist Roger Willemsen halten.
Homepage
der Joachim-Ringelnatz-Stiftung Cuxhaven
Weiterführende
Links zu Robert Gernhardt
Abbildung:
Robert Gernhardt: In Zungen reden. Stimmenimitationen von Gott bis Jandl.
2 CDs. München: DHV - Der Hör Verlag 2001.
(TourLiteratur 7 / September 2003)
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PR-Gag?
National Book Award für Stephen King
Er
gehört zu den absoluten Großverdienern in der internationalen
Literatenszene: Mit einer Auflage von üer 200 Millionen Exemplaren
ist Stephen King der meistgelesene Horror-Autor aller Zeiten. Allein mit
seinem Erstling "Carrie" (1974) verdiente er auf Anhieb 400.000
Dollar,
die Verfilmung durch Brian De Palma spielte 15 Millionen
Dollar ein. Nun erhält der Meister des Trivialen unverhofft die höheren
Weihen: Stephen King wird mit der "Medal for Distinguished Contribution
to American Letters" der National Book Foundation, einem der angesehensten
literarischen Preise der USA, ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet
am 19. November 2003 im Marriott Marquis Hotel in New York statt. Das
Preisgeld von 10.000 Dollar wird Stephen King an die National Book Foundation
zurückgeben; King will mit dem Geld die Leseförderungs-Programme
der Stiftung unterstützen. In der Begründung der Jury heißt
es, King sei als einer der "nation's most popular, imaginative, and
well-loved authors" ein "genre-defying stylist, vivid storyteller,
and master of suspense".
Die zum Teil heftige Kritik an der Entscheidung der National Book Foundation
- Literaturwissenschaftler Harold Bloom etwa vermochte in Kings Romanen
keinerlei "Zeichen einer erfinderischen menschlichen Intelligenz"
erkennen - weist Sacha Verna in der "Frankfurter Rundschau"
vom 18. September 2003 als "scheinheilig" zurück. Die Vergabe
von Literaturpreisen sei "an sich eine fragwürdige Angelegenheit",
welche Jury könne schon von sich behaupten, "gute von schlechter
Literatur" zu unterscheiden. Die New Yorker Entscheidung sei letztlich
"ein medienstrategisch durchaus einleuchtender Schachzug", um
dem National Book Award eine größere Aufmerksamkeit zu sichern.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen u.a. William Faulkner
(1951 und 1955), Saul Bellow (1954, 1965 und 1971), Bernard Malamud (1959
und 1967), Philip Roth (1960 und 1995), John Updike (1964 und 1982), Thornton
Wilder (1968), Joyce Carol Oates (1970), Tim O'Brien (1979), Alice Walker
(1983), Don DeLillo (1985), Susan Sontag (2000) und Jonathan Franzen (2001).
Gewinnerin der Kategorie "Fiction" war im letzten Jahr Julia
Glass.
Zu den bekanntesten Büchern Stephen Kings, der am 21. September 1947
in Portland im US-Bundesstaat Maine geboren wurde, gehören "Shining"
(1977), "Friedhof der Kuscheltiere" (1983), "Der Talisman"
(1984), "Es" (1986), "In einer kleinen Stadt" (1991),
"Das Mädchen" (2000), "Im Kabinett des Todes"
(2002) und "Der Buick" (2002). 2003 ist Teil 5 der "Dark-Tower"-Reihe
erschienen; Titel: "Wolves of the Calla" (deutsch: "Wolfsmond").
King, der von 1966 bis 1970 Englische Literatur an der University of Maine
studierte und anschließend als Englischlehrer arbeitete, lebt seit
1974 als freier Schriftsteller in Bangor (Maine).
Homepage
der National Book Foundation
Homepage
von Stephen King
Die Stephen-King-Sonderseiten
bei "Arte", mit zahlreichen Infos und einem Forum
Eine Stephen-King-Fanpage
(deutsch) von Klaus Spangenmacher
Buchcover:
Stephen King: The Dark Tower V: Wolves of the Calla. New York: Scribner
Book Company 2003.
(TourLiteratur 7 / September 2003)
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"Neue
Seiten" bei der Frankfurter Buchmesse 2003
Die
erfreulichste Nachricht für Buchmessen-Direktor Volker Neumann:
Es kommen wieder mehr Aussteller zur weltweit größten Buchmesse
nach Frankfurt. Rund 6.500 werden es in diesem Jahr sein, zwei Drittel
davon aus dem Ausland. Die Eröffnung findet am 8. Oktober 2003
statt, am 13. Oktober schließen die Tore wieder. Wichtigste Neuerung:
Erstmals dürfen auf der Buchmesse auch Bücher verkauft werden
- allerdings nur am ganztägigen Messe-Montag. Rabatte sind nicht
drin, die Bücher müssen zum regulären Ladenpreis üer
den Tisch gehen. In den vergangenen Jahren hat sich kaum ein Verlag
an das strikte Verkaufsgebot gehalten. Unter dem Motto "Neue Seiten"
präsentiert das Gastland Russland, was seine aktuelle Literatenszene
zu bieten hat. Und das ist eine ganze Menge. Zu Lesungen werden u.a.
die mittlerweile auch in Deutschland bekannten Krimi-Autorinnen Polina
Daschkowa, Darja Donzowa und Alexandra Marinina erwartet. Der veranstaltende
Börsenverein rechnet mit 270.000 Besuchern.
Homepage
der Frankfurter Buchmesse
Homepage
des Gastlands Russland
Abbildung: Plakat der Frankfurter Buchmesse 2003 - © Frankfurter
Buchmesse
(TourLiteratur
7 / September 2003)
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Sinnlichkeit
und erotischer Zauber - Wilhelm Heinse in Mainz
Er
zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 18. Jahrhunderts:
Wilhelm Heinse - Sprachmagier und sinnenfroher Ästhet, eleganter
Romancier und brillanter Kunsttheoretiker. Mit seinem "Ardinghello
und die glückseeligen Inseln" hat er 1787 den ersten Künstlerroman
geschaffen - ein Dokument leidenschaftlicher Naturschwärmerei,
des zeitgenössischen Geniekults und der Italienbegeisterung. Schiller
und Goethe waren in ästhetischer, vor allem in moralischer Hinsicht
empört: das Werk sei eine "sinnliche Karikatur ohne Wahrheit
und ohne ästhetische Würde", schreibt Schiller in "Über
naive und sentimentalische Dichtung" (1795), Goethe bescheinigte
dem Dichter, er habe lediglich "abstruse Denkweisen" zum Besten
gegeben. In der Tat: "Die Rezeption seines Werkes, die sich lange
Zeit am Verhältnis von sinnlicher Natur und ideal-ästhetischem
Geist orientierte, schwankte zwischen begeisterter Zustimmung und moralischer
Entrüstung - für seine Zeitgenossen war Heinse Anreger und
Provokateur zugleich." (Gernot Frankhäuser u. Gabriele Söhling:
Wilhelm Heinse - Feuerkopf und Büchermensch. In: Lebendiges Rheinland-Pfalz
40, 2003, H.1-11, S. 2f.)
Vor 200 Jahren starb Wilhelm Heinse, der als Vorläufer der Romantiker,
als letzter wichtiger Vertreter des Sturm und Drang gilt. Wichtige Jahre
seines Lebens verbrachte er in Mainz - als Vorleser und Bibliothekar.
Grund genug für die Domstadt, sich des einstigen berühmten
Bewohners zu erinnern. So fand vom
25. bis zum 27. September 2003
ein
Heinse-Symposium in der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der
Literatur
statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Miller wurde u.a. diskutiert
üer Heinses Auseinandersetzung mit Jean Paul, üer Wilhelm
Heinses Beitrag zu einer Ästhetik des Innenraums, üer das
Verhältnis von Heinse und Winckelmann und üer Heinses Bildbeschreibungs-Ästhetik.
Noch bis zum 4. Oktober läuft in der Mainzer Stadtbibliothek in
der Rheinallee die Ausstellung "Wilhelm Heinse und seine Bibliotheken"
- zu sehen sind Autographen und Erstausgaben sowie bibliophile Drucke
des 20. Jahrhunderts.
Kurzer Lebensabriss:
Wilhelm
Heinse wird am 15. Februar 1746 als Sohn eines Stadtschreibers im thüringischen
Langewiesen bei Ilmenau geboren. Seine Schulzeit verbringt er in Arnstadt
und Schleusingen. Von 1766 bis 1771 studiert er Jura an den Universitäten
in Jena und Erfurt, daneben beschäftigt er sich bereits mit Fragen
der Ästhetik und der Wissenschaften, insbesondere unter dem Einfluss
F. J. Riedels und Christoph Martin Wielands. Von 1772 bis 1774 ist Heinse
Hauslehrer in Halberstadt, wo er die Bekanntschaft mit dem Lyriker Johann
Wilhelm Gleim (1719-1803) macht. Mit dem Schriftsteller und Philosophen
Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819) geht Heinse 1774 als Mitarbeiter
der Zeitschrift "Iris" nach Düsseldorf. In den Jahren
1780 bis 1783 unternimmt Heinse eine ausgedehnte Italienreise, die ihn
u. nach Florenz, Rom und Neapel führt. 1786 beruft ihn der Kurfürst
und Erzbischof von Erthal als Vorleser nach Mainz, zwei Jahre später
wird er zum Mainzer Hofrat und Bibliothekar der kurfürstlichen
Priivatbibliothek ernannt. 1794 rückt die französische Revolutionsarmee
näher - die kurfürstliche
Bibliothek
und mit ihr Heinse müssen in die Zweitresidenz nach Aschaffenburg
umziehen. Wilhelm Heinse stirbt am 22. Juni 1803 in Aschaffenburg an
einem Schlaganfall.
Zu seinen wichtigsten Büchern zählen neben dem "Ardinghello"
die Romane "Hildegard von Hohenthal" (1795/96) und "Anastasia
und das Schachspiel" (1803), die Übersetzungsarbeiten "Das
befreyte Jerusalem von Torquato Tasso" (1781) und "Roland
der Wüthende. Ein Heldengedicht von Ludwig Ariost dem Göttlichen"
(1782/83) sowie die Schrift "Forschungen üer die Erfindung
der Buchdruckerkunst" (1803)
Anlässlich des Todestages erscheinen bei Hanser erstmals der gesamte
Nachlass Wilhelm Heinses (Frankfurter Nachlass) - zwei Text- und zwei
Kommentarbände mit zusammen 5.000 Seiten. Bereits im Herbst 2003
gibt es die beiden Textbände, wobei der zweite Band auch die Aufzeichnungen
aus der Mainzer Zeit enthält. Die Kommentarbände folgen im
Frühjahr 2004. Der "Ardinghello" ist nach wie vor als
Reclam-Band erhältlich.
Links:
Die offizielle
Homepage zum Wilhelm-Heinse-Jahr 2003
Eine
Heinse-Homepage mit bio-bibliografischen Infos von Andy Schadwinkel
Biografischer
Text bei "rasscass.com"
Heinses
Roman "Ardinghello und die glückseeligen Inseln" im "Projekt
Gutenberg" (Volltext)
Homepage
der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
Abbildung
oben: Lebendiges Rheinland-Pfalz - Zeitschrift für Wirtschaft,
Wissenschaft und Kultur, Jahrgang 40, Heft 1-11/2003: Wilhelm Heinse
- Feuerkopf und Büchermensch. Hrsg. v. Jürgen Pitzer
Abbildung unten: Wilhelm Heinse: Ardinghello und die glückseeligen
Inseln. Eine italienische Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert.
Titelblatt der Erstausgabe, erschienen 1787 im Verlag der Meyerschen
Buchhandlung, Lemgo.
(TourLiteratur
7 / September 2003)
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