Bremer
Literaturpreis für Lutz Seiler
Der
Lyriker, Herausgeber und Essayist Lutz Seiler hat für seinen Gedichtband
"vierzig kilometer nacht" den Bremer Literaturpreis der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung
des Jahres 2004 erhalten.
Die mit 15.500 Euro dotierte Auszeichnung gehört zu den angesehensten
im deutschsprachigen Raum. Seiler, so die Begründung der Jury,
entwickele in seinen Gedichten einen "sehr eigenen Ton" und
kreiere "Bilder von großer Eindringlichkeit", "reich
an sinnlicher Anschauung". Der seit 1977 verliehene Förderpreis,
dotiert mit 5.500 Euro, ging in diesem Jahr an den in Ingelheim (Rhein)
lebenden Autor Jörg Matheis. Damit wurde sein im Münchner
C.H. Beck Verlag erschienener Erzählungsband "Mono" gewürdigt.
Die Preise wurden am 26. Januar 2004 im Bremer Rathaus verliehen. Preisträger
des letzten Jahres waren Ulrich Peltzer und Andreas Schäfer (Förderpreis).
Der Bremer Literaturpreis wird seit 1954 verliehen. Anfangs hieß
er noch "Rudolf-Alexander-Schröder-Preis", benannt nach dem
Schriftsteller, Innenarchitekten und Graphiker Rudolf Alexander Schröder
(1878-1962), Ehrenbürger der Stadt Bremen und bis zu seinem Tod
auch Vorsitzender des Preisrichterkollegiums. Die zunächst aus
acht (heute neun) Mitgliedern bestehende Jury wird vom Bremer Senat
auf fünf Jahre berufen. Vergeben wird der Preis von der im April 1961
gegründeten "Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung". Die Geschäftsführung
und die Organisation der Preisverleihung obliegt seit Januar 2002 der
Stadtbibliothek Bremen. Ausgezeichnet wird stets ein Einzelwerk.
Lutz Seiler wurde 1963 in Gera (Thüringen) geboren. Nach einer Lehre
als Baufacharbeiter und Tätigkeiten als Maurer und Zimmermann studierte
Seiler Germanistik. Seit 1997 leitet er das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus
in Wilhelmshorst bei Berlin. Seilers erster Gedichtband "berührt
/ geführt" erschien 1995, es folgten die Lyrikbände "pech
& blende" (2000) und "vierzig
kilometer nacht"
(2003) sowie der Essayband "Heimaten" (2001). Im 2. Halbjahr
2004 wird seine Aufsatzsammlung "Sonntags dachte ich an Gott"
bei Suhrkamp erscheinen. Seilers Werk wurde schon vielfach ausgezeichnet,
u.a. mit dem Kranichsteiner Literaturpreis (1999), dem Lyrikpreis Meran
(2000), dem Dresdner Lyrikpreis (2000), dem Anna-Seghers-Preis (2002)
und dem Ernst-Meister-Preis (2003). Die Gedichte Seilers wurden mittlerweile
in verschiedene Sprachen üersetzt, u.a. ins Englische, Französische,
Italienische, Litauische, Schwedische und Slowenische.
Ursula Krechel in der "Zeit" (6/2004) üer Lutz Seilers
"vierzig kilometer nacht":
"Lutz Seilers Innovationen zeigen sich (...) in den kühnen
und gänzlich unaufgeregten Bildfindungen. Seine Gedichte sprechen
rhapsodisch, schwingen immer weiter aus, schaffen ein irrlichterndes
Verweissystem der Bedeutungen (...)."
Beatrice von Matt in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom
7. Oktober 2003 zu "vierzig kilometer nacht":
"Schwierige, fein verästelte Texte liegen hier vor. Sparsam
sind Anspielungen eingewoben. Verweise auf Poe, Hoddis oder auf bekannte
Lieder klingen an und verstummen gleich wieder. (...) Eine feinnervige
Intonation (...), ein knapper gezügelter Rhythmus kennzeichnen
alle diese Verse. Mit ihrer spröden Musik erzeugen sie geisterhafte
Räume, Milieus von Beklommenheit und gekapptem Atem."
Bio-bibliografische
Infos zu Lutz Seiler beim Suhrkamp Verlag
"Wir
grüßen Gagarin" - Michael Buselmeiers Gedanken über Lutz Seilers Gedicht
"moosbrand" (publiziert in der "Ost-West-Wochenzeitung"
"Freitag" vom 11. Juni 1999)
Mehr
Infos zum Bremer Literaturpreis (u.a. alle Preisträgerinnen und
Preisträger)
Buchcover:
Lutz Seiler: vierzig kilometer nacht. Gedichte. Frankfurt/Main: Suhrkamp
2003.
(TourLiteratur 8 / Februar 2004)
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Schriftstellerin
Joan Aiken gestorben
Die
englische Schriftstellerin Joan Aiken ist am 4. Januar 2004 im Alter
von 79 Jahren in Petworth in der Grafschaft Sussex (England) gestorben.
Aiken wurde als Autorin von Unterhaltungs- und Fantasy-Romanen berühmt
und schrieb auch zahlreiche Kinderbücher.
Joan Aiken, geboren am 4. September 1924 in Rye (Grafschaft Essex, England)
als Tochter des bekannten US-amerikanischen Schriftstellers Conrad Aiken
und der kanadischen Autorin Jessie McDonald, arbeitete seit 1941 zunächst
für den britischen Fernsehsender BBC. Eine erste Sammlung ihrer
Kurzgeschichten erschien 1953 unter dem Titel "All You've Ever
Wanted". Mit ihrem Buch "The Wolves of Willoughby Chase"
wurde sie 1963 schlagartig berühmt. Weitere bekannte Titel sind
"Das Mädchen aus Paris" (1985), "Schattengäste"
(1990) und "Die jüngste Miss Ward" (2000). Aiken hinterlässt
üer 60 Romane. Die deutschsprachigen Ausgaben der Bücher
von Joan Aiken sind im Diogenes Verlag (Zürich) erschienen.
Aikens Werk wurde vielfach ausgezeichnet, so u.a. mit dem Lewis Carrol
Shelf Award (1965), dem Guardian Children's Book Award (1969) und dem
Edgar Allan Poe Award for Best Children's Mystery of the Year (1972).
Vollständige
Liste aller Joan Aiken-Titel bei "Fantastic Fiction"
Ausschnitte
aus einem Interview mit Joan Aiken (aus dem "Locus Magazine", Mai
1998)
Buchcover:
Joan Aiken: Die jüngste Miss Ward. Roman. Zürich: Diogenes
Verlag 2000.
(TourLiteratur 8 / Februar 2004)
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Toleranzpreis
für Henning Mankell
Der
schwedische Krimiautor Henning Mankell erhält den Toleranzpreis
der Evangelischen Akademie Tutzing des Jahres 2004. Die mit 10.000 Euro
dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens verliehen, die sich um den Dialog zwischen
den Kulturen und Religionen verdient gemacht haben. Der Preis wird am
9. Mai 2004 üerreicht. Mankell ist nach dem früheren Bundespräsidenten
Roman Herzog (2000) und dem Dirigenten Daniel Barenboim (2002) der dritte
Preisträger. In der Begründung der Jury heißt es, Mankell
habe dazu beigetragen, "den Stolz und die Würde der Afrikaner zu achten,
koloniale Barrikaden in unseren Köpfen abzubauen und die Vielfalt und
Entwicklungsmöglichkeiten der afrikanischen Länder wahrzunehmen". Der
Schriftsteller, berühmt geworden durch seine Krimis um Kommissar
Kurt Wallander, hat den afrikanischen Kontinent seit 1972 mehrmals besucht.
1996 wurde er Leiter des Theaters "Teatro Avenida" in Maputo
(Mosambique). 2003
wurde Mankells Theaterstück "Butterfly Blues" in Graz
im Rahmen der Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Europas uraufgeführt
- das Stück thematisiert die Leiden afrikanischer Immigranten.
Henning Mankell wurde am 3. Februar 1948 in Stockholm geboren. Seit
1968 ist er als Regisseur und Autor tätig. 1979 erschien sein erster
Roman "Das Gefangenenlager".
Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Mörder ohne Gesicht"
(dt. 1993), "Der Mann, der lächelte" (dt. 1994), "Die
falsche Fährte" (dt. 1999), "Die fünfte Frau"
(1996), "Die Brandmauer" (1998), "Mittsommermord"
(dt. 2000), "Die Rückkehr des Tanzlehrers" (dt. 2002)
und "Vor dem Frost" (2003). Zuletzt erschien im Wiener Zsolnay
Verlag der bereits 1990 entstandene Roman "Das Auge des Leoparden"
(2004).
Jens Frederiksen in der "Allgemeinen Zeitung" (Mainz) vom
11. Oktober 2003 üer Mankells "Vor dem Frost":
"Henning Mankells jüngster Krimi (...) malt mit sicherem Strich
und in perfektem Timing ein Szenario der Verunsicherung und des Schreckens
aus - und hat den Leser im Handumdrehen in ein Geflecht aus Andeutungen,
verborgenen Bezügen und beängstigenden Abgründen gezogen."
Susanne Mayer in der "Zeit" (Nr. 9/2004) zu "Das Auge
des Leoparden":
"Wer Mankell liest, kann nicht hoffen, ohne Tote davonzukommen.
Wären seine Bücher ehrlicherweise als Suchtmittel akzeptiert,
man müsste sie mit einer schwarz gerandeten Warnung versehen: 'Lesen
könnte zu einer melancholischen Grundstimmung führen und Herzschmerz
verursachen. Es kann die Menschen ihrer Umgebung mit hineinziehen in
einen Sog aus Zweifel und Introspektion.' Aber was würde es schon
nützen. Genau deshalb lesen wir sie ja."
Homepage
der Evangelischen Akademie Tutzing
Bio-bibliografische
Infos zu Henning Mankell bei "Krimi-Couch
Eine
Mankell-Autorenseite bei dtv
Eine
Kommissar Wallander-Fanseite - Redaktion: Daniel Imort
Buchcover:
Henning Mankell: Die falsche Fährte. Roman. Wien: Zsolnay Verlag
1999.
(TourLiteratur 8 / Februar 2004)
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Nadal-Preis
2004 für Antonio Soler
Der
1956 in Málaga (Spanien) geborene Romancier Antonio Soler hat den diesjährigen
Nadal-Preis des spanischen Destino Verlages (Barcelona) erhalten. Der
Nadal-Preis ist die älteste und neben dem Planeta-Preis wohl bedeutendste
Literaturauszeichnung Spaniens und wird seit dem Jahr 1944 vergeben.
Soler, bereits
der 60. Preisträger, erhielt die mit 18.000 dotierte Ehrung für
seinen neuesten Roman "El camino de los ingleses". Bereits
1997 konnte der in Deutschland wenig bekannte Autor den Preis der spanischen
Literaturkritiker für sein Buch "Las bailarinas muertas"
entgegen nehmen.
Preisträger im letzten Jahr war der Lyriker, Romancier und Essayist
Andrés Trapiello, davor erhielten u.a. Ángela Vallvey (2002),
Fernando Marías (2001), Lorenzo Silva (2000), Lucía Etxebarría (1998),
Rosa Regàs (1994), Juan José Millás (1990) und Manuel Vicent (1986)
die Auszeichnung. Erste Preisträgerin im Jahr 1944 war Carmen Laforet.
Bericht
über die Nadal-Preisverleihung an Antonio Soler bei "El Mundo"
(spanisch)
Buchcover:
Antonio Soler: El espiritista melancólico. Barcelona: Espasa
Calpe 2001.
(TourLiteratur 8 / Februar 2004)
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Franz-Nabl-Preis
für Norbert Gstrein
Der
42-jährige österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein
erhält den mit 14.500 Euro dotierten Franz-Nabl-Preis der Stadt
Graz. Dies wurde vom Grazer Stadtsenat am 12. Dezember 2003 einstimmig
beschlossen. Die Auszeichnung gilt seinem Gesamtwerk. In der Begründung
der Jury heißt es, Gstrein gehöre - neben Robert Menasse
und Christoph Ransmayr - "zu den angesehensten österreichischen
Autoren der mittleren Generation".
Sein Werk sei "gekennzeichnet durch ein hochentwickeltes sprachreflexives
Bewusstsein, woraus oft überaus komplexe, multiperspektivische Erzählgebilde
hervorgehen". Der Franz-Nabl-Preis, benannt nach dem österreichischen
Erzähler und Dramatiker Franz Nabl (1883-1974), gehört zu
den höchst dotierten Literaturehrungen in Österreich und wird
alle zwei Jahre verliehen. Erster Preisträger war Elias Canetti
im Jahr 1975. Es folgten u.a. Hermann Lenz (1981), Christa Wolf (1983),
Martin Walser (1993), Herta Müller (1997) und Barbara Frischmuth
(1999). Letzter Preisträger war der Schweizer Urs Widmer (2001).
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine 5-köpfige Jury.
Die Arbeit der Jury ist eng verbunden mit den Aktivitäten des 1990
gegründeten Franz-Nabl-Institutes für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität
Graz.
Norbert Gstrein wurde am 3. Juni 1961 in Mils (Tirol) als Sohn eines
Hoteliers geboren. Er studierte Mathematik in Innsbruck, Stanford (Kalifornien)
und Erlangen und promovierte 1984 üer ein sprachphilosophisches
Thema. 1988 erschien Norbert Gstreins hoch gelobter Erzählband
"Einer". Es folgten u.a. die Romane "Das Register"
(1992) und "Die englischen Jahre" (1999), die Erzählung
"Anderntags" (1989), die Novelle "O2" (1993) sowie
die Bände "Der Kommerzialrat" (1995) und "Selbstportrait
mit einer Toten" (2000). Gstreins neueste Veröffentlichung
ist der Roman "Das Handwerk des Tötens" (2003). Gstreins
Werk wurde u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis (1989), dem Preis des
Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (1989), dem Berliner
Literaturpreis (1994), dem Alfred-Döblin-Preis (1999), dem Literaturpreis
der Konrad-Adenauer-Stiftung (2001) und dem Uwe-Johnson-Preis des Jahres
2003 ausgezeichnet. 1989
war er Stadtschreiber in Graz.
Andreas Breitenstein in der "Neuen Zürcher Zeitung"
(29. Juli 2003) üer Norbert Gstreins Roman "Das Handwerk
des Tötens":
"Norbert Gstreins Buch umfasst alles, was große Literatur
ausmacht: Liebe und Wahn, Tod und Erlösung. Figuren, die sich einbrennen
und gleichzeitig entziehen. Szenen von Gewalt und Entfremdung, aber
auch von Zärtlichkeit und Intimität. Episches mischt sich
mit Dialogischem, selbst auch für quasikriminalistische Dramatik
ist gesorgt."
Das Franz-Nabl-Institut
für Literaturforschung Graz
Weiterführende
Links zu Norbert Gstrein
Buchcover:
Norbert Gstrein: Das Handwerk des Tötens. Roman. Frankfurt/Main:
Suhrkamp 2003.
(TourLiteratur 8 / Februar 2004)
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