Christopher
Fry ist tot
Der
englische Dramatiker Christopher Fry ist am 30. Juni 2005 im Alter von
97 Jahren in seinem Haus in Sussex (Südengland) gestorben. Fry
galt neben William Butler Yeats und T.S. Eliot als einer der drei großen
englischen Versdramatiker des 20. Jahrhunderts.
Christopher Fry wurde am 18. Dezember 1907 in Bristol (Großbritannien)
als Sohn eines Architekten und Missionspredigers gebore-n. Fry arbeitete
zunächst als Lehrer, dann, Anfang der 30er Jahre, als Regisseur
und Schauspieler einer Wandertruppe. Mitte der 30er Jahre wurde er Theaterspielleiter
und war als Bühnenchef und Theaterkritiker in Oxford tätig.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde er als Pionier eingesetzt.
Zu seinen bekanntesten Stücken gehören die Komödien "Ein
Phönix zuviel" (1946), "Die Dame ist nicht fürs
Feuer" (1949), "Venus im Licht" (1950), "Das Dunkel
ist Licht genug" (1954), "König Kurzrock" (1961)
und "Ein Hof voll Sonne" (1970). 1978 erschienen Frys Memoiren:
"Can you find me". Daneben machte sich Fry auch als Übersetzer
einen Namen - er üertrug u.a. Edmond Rostands "Cyrano de
Bergerac", Henrik Ibsens "Peer Gynt" sowie Stücke
von Jean Giraudoux und Jean Anouilh. Besonders in den 50er und 60er
Jahren arbeitete Christopher Fry auch als Drehbuchautor für Fernsehen
und Film - so verfasste er die Vorlage für William Wylers berühmte
"Ben Hur"-Verfilmung von 1959.
Christopher
Fry üer die Komödie:
"Die Komödie ist eine Flucht, doch nicht eine Flucht vor der
Wahrheit, sondern vor der Verweiflung: eine enge Pforte zum Glauben.
Sie glaubt an einen allgemein gültigen Ursprung der Freude, obwohl
die Erkenntnis dieses Ursprungs uns immer wieder genommen wird. In der
Tragödie ist jeder Augenblick Ewigkeit; in der Komödie ist
die Ewigkeit nur ein Augenblick."
(Zitiert nach: Christopher Fry: Venus im Licht / Die
Dame ist nicht für's Feuer. Deutsch von Hans Feist. Frankfurt/Main
u. Hamburg: Fischer Bücherei 1957. (= Fischer Bücherei. 180.)
S. 2.)
Links
"Eine
Theodizee in Versen" - Michael Hanke in "Die Tagespost"
zum 95. Geburtstag von Christopher Fry
Ein
Interview mit Christopher Fry (englisch) - Interviewer: Raymond H. Thompson
"Komödie
ist eine Flucht" - Nachruf auf Christopher Fry von Peter Mohr im
"titel-Magazin"
"Drama
im Licht" - Kleiner Nachruf auf Christopher Fry von Tilman Krause
in der "Welt"
Buchcover:
Christopher Fry: The Lady's not for Burning. Oxford University Press
1989. (= Oxford Student Texts.)
© Oxford University
Press, Oxford
(TourLiteratur
12 / Dezember 2005)
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Patrick
Roth wird 22. Mainzer Stadtschreiber
Der
Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur Patrick Roth
wird 2006 neuer Stadtschreiber von Mainz. Der
Stadtschreiberpreis wird von den Fernsehsendern ZDF und 3sat sowie von
der rheinland-pfälzischen Hauptstadt seit 1984 ausgeschrieben.
Die Auszeichnung ist verbunden mit einem Geldpreis von 12.500 Euro und
freiem Wohnen im Stadtschreiberdomizil im Mainzer Gutenberg-Museum.
Vom jeweiligen Preisträger wird die Erstellung eines "elektronischen
Tagebuchs" erwartet, das vom ZDF produziert wird. Die Verleihung
des Preises findet im Februar 2006 in Mainz statt. Aktueller Stadtschreiber
ist Sten Nadolny, davor residierten u.a. Raoul Schrott, Urs Widmer und
Hanns-Josef Ortheil in der Domstadt.
Patrick Roth, 1953 in Freiburg/Breisgau geboren, studierte
Anglistik und Romanistik in Freiburg und Paris und lebt seit 1975 in
Los Angeles, wo er 1978 seinen ersten Kurzfilm ("The Boxer")
produzierte. Sein Film "The Killers" 1981 entstand nach einer
Kurzerzählung von Charles Bukowski. In der Folge nahm Roth Schauspiel-
und Regieunterricht bei dem Oscar-Preisträger Daniel Mann. Zwischen
1985 und 1990 schrieb er fünf Hörspiele, die von Rundfunksendern
der ARD gesendet wurden. Sein literarisches Debüt feierte Patrick
Roth im Jahr 1990 mit dem bei Suhrkamp erschienenen Band "Die Wachsamen.
Drei Monodramen". 2002 kam der Band "Ins Tal der Schatten"
heraus , der den Text seiner Frankfurter Poetik-Vorlesung (2001/02)
enthält. Zuletzt erschienen bei Suhrkamp die Bände "Riding
with Mary. 10mal Sehnsucht" (2003), "Starlite Terrace"
(2004) sowie die Heidelberger Poetikvorlesung "Zur Stadt am Meer"
(2005). Roths Werk wurde u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis (1992),
dem Preis der Stiftung "Bibel und Kultur" (1997), dem Hugo-Ball-Preis
der Stadt Pirmasens (2002) sowie dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung
(2003) ausgezeichnet.
Hajo
Steinert üer Patricks Roth Prosaband "Johnny Shines oder
Die Wiedererweckung der Toten":
"Patrick Roth vermeidet jegliche Form kausalen Erzählens.
So legt sich Anekdote üer Anekdote, Gleichnis üer Gleichnis,
eine unerhörte Begebenheit üer die andere, bis dann am Ende
ein vom Leser geduldig zu enträtselndes Beziehungsgeflecht entstanden
ist. (...) Kein Zweifel, Patrick Roth ist ein mit allen Weihwassern
postbiblischer Erzählkunst gewaschener Erzähler." (Die
Zeit Nr. 41 vom 8. Oktober 1993)
Eva Leipprand üer das gleiche Buch:
"Das Buch (...) ist ein großes Wagnis. Die Sprache ist sicher
manchem eine Hürde, das Thema heikel und die Konsequenz der Durchführung
kompromisslos. Hier schreibt einer, was ihm wesentlich ist, und gräbt
dabei so tief ins Individuelle, bis er sich im Allgemeinen wiederfindet.
Ein erstaunliches Wagnis, das gelungen ist und diesem Buch (...) einen
ganz eigenen Platz in unserer Literaturlandschaft zuweist." (Neue
Deutsche Literatur 42, 1994, H. 494, S. 167)
Homepage
von Patrick Roth
Weiterführende
Links zu Patrick Roth
Buchcover:
Patrick Roth: Riding with Mary. 10mal Sehnsucht. Frankfurt/Main: Suhrkamp
2003. (= suhrkamp taschenbuch. 3537.)
© Suhrkamp Verlag,
Frankfurt/Main
(TourLiteratur
12 / Dezember 2005)
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Bremer
Literaturpreis 2006 an den Schriftsteller Reinhard Jirgl
Der
mit 20.000 Euro dotierte Bremer Literaturpreis der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung
geht an den Berliner Schriftsteller Reinhard Jirgl. Mit der Auszeichnung,
die am 26. Januar 2006 im Bremer Rathaus überreicht werden wird, wird
der im Herbst 2005 bei Hanser erschienene Roman "Abtrünnig" gewürdigt,
ein "Buch der Sprachkraft und des bösen Blicks", wie es in
der Begründung heißt. Der Bremer Literaturpreis, der an den
Schriftsteller Rudolf Alexander Schröder (1878 - 1962) erinnert,
wird seit 1954 verliehen und gehört zu den bedeutendsten Literaturauszeichnungen
der Bundesrepublik Deutschland. Im letzten Jahr wurde die aktuelle Büchner-Preisträgerin
Brigitte Kronauer in Bremen gewürdigt.
Reinhard Jirgl, 1953 in Ost-Berlin geboren, gehört zu den wichtigsten
Romanciers der deutschen Gegenwartsliteratur. Zu seinen bekanntesten
Büchern gehören "Mutter Vater" (1990), "Abschied von den Feinden" (1995),
"Hundsnächte" (1997), "Die atlantische Mauer" (2000) und die Trilogie
"Genealogie des Tötens" (2002). Jirgls Werk wurde u.a. mit dem Alfred-Döblin-Preis
(1993), dem Marburger Literaturpreis (1994), dem Joseph-Breitbach-Preis
der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur (1999) sowie
dem Kranichsteiner Literaturpreis des Deutschen Literaturfonds (2003)
ausgezeichnet. Jirgl, der noch bis 1995 als Techniker an der Berliner
Volksbühne arbeitete, lebt seit 1996 als freier Schriftsteller in Berlin.
Zahlreiche Bücher Jirgls sind bereits lange vor 1989 verfasst worden,
keines von ihnen ist je in der DDR erschienen.
Gisa
Funck in der "FAZ" (Nr. 253 vom 31. Oktober 2005) üer
Jirgls Roman "Abtrünnig":
"Dieser Roman möchte Dynamit sein. (...) 'Abtrünnig'
ist Parabel und Pamphlet zugleich, wutschnaubend und düster, packend
und verbissen - ein Buch wie ein völlig üerladenes, zum Sinken
verurteiltes Rettungsboot."
Martina Meister in der "Frankfurter Rundschau" (vom 19.
Oktober 2005) üer "Abtrünnig":
"'Abtrünnig' ist zur Schrift geronnene Wut. Ein im eigentlichen
Wortsinn herausragendes Buch. (...) Jirgls Buch ist eine Flaschenpost.
Sie enthält keine Erzählung, weil der Faden von Chronologie
und Folgerichtigkeit gerissen ist. Sie hat keinen Anfang und auch kein
Ende, sie trotzt dem Leben und ist dem Leben abgetrotzt. Sie lebt von
dem verzweifelten Versuch, schwarze Lettern zu verketten zu einem roten
Faden, der das verlorene Ich für die Zeit einer Lektüre zusammenfügt."
Beatrix Langner in der "Neuen Zürcher Zeitung" (24.
November 2005) üer "Abtrünnig":
"Der Roman spielt üerwiegend in Berlin. Seine Hauptfiguren
sind innerlich erloschene Menschen, die ohne nennenswerte Gegenwehr
in den sozialen Tod treiben. (...) 'Abtrünnig' [ist] ein sich selbst
in seiner Vergeblichkeit spiegelndes gesellschaftskritisches Panorama,
ein Terminatorroman, der sich nach Gebrauch selbst zerstört."
Bremer
Literaturpreis - Alle Preisträger und Preisträgerinnen im
Überblick
Reinhard
Jirgl - Weiterführende Links
Buchcover:
Reinhard Jirgl: Abtrünnig. Roman aus der nervösen Zeit. München:
Carl Hanser Verlag 2005.
© Carl Hanser Verlag,
München
(TourLiteratur
12 / Dezember 2005)
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