Gutenberg-Preis
für Otto Rohse
Seit
dem Jahr 1968 verleiht die Internationale Gutenberg-Gesellschaft, die
"Internationale Vereinigung für Geschichte und Gegenwart der Druckkunst
e.V.", Mainz, den Gutenberg-Preis für hervorragende Leistungen
technischer, künstlerischer oder wissenschaftlicher Art auf dem Gebiet
der Druckkunst. Mit-Initiatorin ist die Stadt Mainz. Der diesjährige,
mittlerweile 13. Preisträger ist der Holz- und Kupferstecher, Typograph,
Illustrator und Buchgestalter Otto Rohse. Einem breiteren Publikum wurde
Rohse durch die von ihm für die Deutsche Post entworfene Briefmarken-Serie
"Deutsche Bauten aus zwölf Jahrhunderten" bekannt, die
seit 1959 im Umlauf ist. Der am 2. Juli 1925 im ostpreußischen
Insterburg geborene Rohse habe, so die Begründung, mit seinem Lebenswerk
Maßstäbe in der Geschichte der Buchkunst des 20. Jahrhunderts
gesetzt. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde Rohse am 22.
Juni 2002 im Mainzer Rathaus durch den Oberbürgermeister Jens Beutel
üerreicht.
Bis 1992 wurde der Gutenberg-Preis alle drei Jahre vergeben, seit 1994
dann im jährlichen Wechsel mit Leipzig, wo ein gleichnamiger Preis,
ebenfalls für außerordentliche buchkünstlerische Leistungen existiert.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Schriftkünstler
und Buchgestalter Hermann Zapf (1974), der Buchhistoriker Hellmuth Lehmann-Haupt
(1980), der Schweizer Schriftkünstler Adrian Frutiger (1986), die Inkunabelforscherin
Lotte Hellinga-Querido (1989), der Amerikaner Paul Brainerd, Wegbereiter
der Desktop-Publishing-Technologie (1994), der Typograph John G. Dreyfus
(1996) und der französische Buchhistoriker Henri-Jean Martin (1998).
Die Internationale Gutenberg-Gesellschaft wurde im Jahr 1900 mit dem
Ziel der "Förderung der Erforschung des Druck- und Buchwesens"
gegründet. Das von ihr seit 1926 herausgegebene "Gutenberg-Jahrbuch"
zählt zu den weltweit führenden fachwissenschaftlichen Periodika.
Die Gesellschaft zählt heute etwa 1.700 Mitglieder in 37 Ländern.
Homepage
der Gutenberg-Gesellschaft Mainz
(TourLiteratur 3 / Juli 2002)
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Solothurner
Literaturpreis 2002 für Erich Hackl
Der
österreichische Autor Erich Hackl hat am 15. Juli 2002 den diesjährigen
Solothurner Literaturpreis, dotiert mit 20.000 Schweizer Franken, erhalten.
Die Auszeichnung gilt seinem Lebenswerk. Die Jury unter Vorsitz von
Hans Ulrich Probst hob in ihrer Begründung besonders die "außerordentliche
Einfühlungskraft" hervor, mit der Hackl in seinen Büchern
für Menschen Partei ergreife, "die auch in aussichtsloser
Lage mutig Widerstand leisten". In seinem erzählerischen Werk
erzähle er "wahre Geschichten auf ebenso kunstvolle wie zurückhaltende
Weise" nach (Diogenes-Pressemeldung). Letztjährige Preisträgerin
der Solothurner Auszeichnung war Anna Mitgutsch.
Erich Hackl wurde am 26. Mai 1954 im oberösterreichischen Steyr
geboren. Er studierte Hispanistik und Germanistik in Salzburg und Malaga
und war anschließend als Lektor an der Universidad Complutense
in Madrid, dann als Lehrbeauftragter an der Wiener Universität
tätig. Seit 1983 lebt und arbeitet Erich Hackl als freier Schriftsteller
und Übersetzer für spanische und iberoamerikanische Literatur
in Wien. 1987 erhielt Hackl den "Aspekte"-Literaturpreis des
ZDF, 1990 den Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung, 1991
den Prix de Littérature étrangère Ecureuil, 1994
schließlich den Kulturpreis des Landes Oberösterreich in
der Sparte Literatur. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen
"Auroras Anlaß" (1987), "Abschied von Sidonie"
(1989), "Sara und Simón" (1995), "In fester Umarmung.
Geschichten und Berichte" (1996) und "Entwurf einer Liebe
auf den ersten Blick" (1999). Daneben schrieb Hackl das Jugendbuch
"König Wamba" (1991) sowie mehrere Hörspiele und
Drehbücher. Hackl ist Übersetzer der Werke von Ana MarÃa
Rodas, Luis Fayad, Juan José Saer, Idea Vilarino und Eduardo
Galeano. Das neueste Buch von Hackl - "Die Hochzeit von Auschwitz"
- erscheint am 30. August 2002 im Zürcher Diogenes Verlag.
Weiterführende
Links zu Erich Hackl
Mehr
zum Solothurner Literaturpreis (u.a. alle Preisträger)
Buchcover:
Erich Hackl: Abschied von Sidonie. Erzählung. Zürich: Diogenes
Verlag 1991 (Taschenbuch).
(TourLiteratur 3 / Juli 2002)
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Preis
für grotesken Humor an Franz Hohler
Der
Schweizer Schriftsteller und Kabarettist Franz Hohler erhält am
22. November 2002 den mit 10.000 Euro dotierten Kasseler Literaturpreis
für grotesken Humor. In seinen Werken, so die Jury, erzähle
Hohler in "zeitnahen Parabeln" von der "Sehnsucht des
Menschen nach einem Leben ohne Entfremdung". Der von dem Schriftsteller
Otto Heinrich Kühner und der Autorin Christine Brückner ins
Leben gerufene Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor wird
seit 1985 vergeben. Ernst Jandl, Robert Gernhardt und Loriot gehören
zu den bisherigen Preisträgern.
Franz Hohler wurde am 1. März 1943 in Biel (Schweiz geboren). Sein
Studium der Romanistik und Germanistik in Zürich brach er nach
fünf Semestern ab, um sich ganz auf seine Karriere als Kabarettist
konzentrieren zu können. Mit seinem ersten Soloprogramm "pizzicato"
debütierte er im Jahr 1965. Bis 2000 folgten zwölf weitere
abendfüllende Programme, zuletzt "Im Turm zu Babel".
Seine Auftritte führten Hohler durch ganz Europa, nach Südamerika,
in die USA, nach Kanada und nach Israel. Franz Hohler arbeitet daneben
auch für Radio und Fernsehen und schreibt Theaterstücke, Drehbücher,
Romane, Gedichte und Kinderbücher. Zu den wichtigsten Büchern
des in Zürich lebenden Künstlers gehören die Erzählsammlung
"Die Rückeroberung" (1982), der Roman "Der neue
Berg" (1989) und die Novelle "Die Steinflut" (1998).
Zuletzt erschien im Luchterhand Literaturverlag der Band "Zur Mündung.
37 Geschichten von Leben und Tod" (2000). Franz Hohler wurde 1973
mit dem Deutschen Kleinstkunstpreis ausgezeichnet, 1976 erhielt er den
Hans-Sachs-Preis der Stadt Nürnberg, es folgten der Oldenburger
Kinderbuchpreis (1978), der Preis der Schiller-Stiftung Schweiz (1991),
der Schweizerische Jugendbuchpreis (1994) und der Kunstpreis der Stadt
Olten (2000).
Homepage
von Franz Hohler
Buchcover:
Franz Hohler: Die Steinflut. Eine Novelle. München: Luchterhand
Literaturverlag 1998.
(TourLiteratur 3 / Juli 2002)
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Joseph-Breitbach-Preis
2002
Der
mit insgesamt 120.000 Euro dotierte Joseph-Breitbach-Preis des Jahres
2002 geht zu gleichen Teilen an den israelischen Schriftsteller Elazar
Benyoëtz, die Lyrikerin Erika Burkart und den österreichischen
Autor Robert Menasse. Dies geben die Stifter des Preises, die Mainzer
Akademie der Wissenschaften und der Literatur und die Stiftung Joseph
Breitbach, auf ihrer Website bekannt. Die Preisüergabe findet
am 20. September 2002 im Plenarsaal der Mainzer Akademie statt.
Der Preis - im ürigen der am höchsten dotierte im deutschsprachigen
Raum - geht auf eine testamentarische Verfügung des Schriftstellers
Joseph Breitbach (1903-1980) zurück. Der Dramatiker und Erzähler
setzte sich in seinem Werk besonders für die deutsch-französische
Verständigung ein. Seine bekanntesten Werke sind der Roman "Bericht
üer Bruno" (1962) und die Komödie "Das Jubiläum"
(1960).
Robert Menasse, Jahrgang 1954, der in diesem Jahr bereits mit dem Hölderlin-
und dem Lion-Feuchtwanger-Preis ausgezeichnet wurde, wird für sein
bisheriges Gesamtwerk gewürdigt, insbesondere aber für seinen
letzten Roman "Die Vertreibung aus der Hölle" (2001),
in dem es "dem Autor gelingt, auf einzigartige Weise den erzählerischen
Umgang mit der Geschichte neu zu bestimmen", wie es in der Begründung
der Jury heißt.
Elazar Benyoëtz, geboren 1937,
lebt seit üer sechzig Jahren in Jerusalem und ist vor allem als
Autor zahlreicher Aphorismen-Sammlungen hervorgetreten. Zu seinen bekanntesten
Büchern gehören die Bände "Sahadutha. Worthaltung. Sätze
und Gegensätze" (1977), "Treffpunkt Scheideweg" (1990), "Die
Zukunft sitzt uns im Nacken" (2000) und "Mein Weg als Jude und Israeli
ins Deutsche" (2001). "Es gelingt Benyoëtz", wie es in
der Begründung heißt, "dem Aphorismus durch Einbildungskraft,
Metaphorik, Stilwillen zugleich poetischen Charakter zu geben".
In diesem Sinne seien seine Bücher "Ideenparadiese".
Die in Aarau geborene Lyrikerin Erika Burkart, die am 8. Februar 2002
ihren 80. Geburtstag feierte, veröffentlichte seit den 50er Jahren
mehrere Gedichtbände, darunter "Der dunkle Vogel" (1953),
"Mit den Augen der Kore" (1962), "Die weichenden Ufer"
(1967) und "Die Transparenz der Scherben" (1973), daneben
einige Romane und Prosabände (etwa "Moräne", 1970,
und "Rufweite", 1975). "Langsamer Satz" heißt
ihr neuester Gedichtband. Erika Burkart erweise sich in ihrem lyrischen
Werk als "Meisterin der Wahrnehmung und als Dichterin einer Welt,
die zu versinken droht und zugleich strahlend gegenwärtig ist"
(aus der Jury-Begründung).
Links:
Homepage
der Mainzer Akademie
der Wissenschaften und der Literatur
Infos zur
Joseph-Breitbach-Stiftung
Mehr zum
Joseph-Breitbach-Preis
2002 auf den Seiten der Breitbach-Stiftung
Eine Joseph-Breitbach-Website
der Akademie der Wissenschaften und der Literatur - mit Infos zu Leben,
Werk und Wirkung
Weiterführende
Links zu Robert Menasse
Bio-bibliografische
Infos zu Elazar Benyoëtz bei
der Österreichischen Gesellschaft für Literatur
Einige Aphorismen
von Elazar
Benyoëtz bei
"Frizztext.de"
Knappe bio-bibliografische
Infos zu Erika Burkart bei "Lesen.ch"
Zwei
Gedichte von Erika Burkart ("Die Wahrheit" und "Die Gnaden des Alltags")
Buchcover:
Robert Menasse: Die Vertreibung aus der Hölle. Roman. Frankfurt/Main:
Suhrkamp 2001.
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Literaturpreis
für Christoph Hein
Der
Schriftsteller Christoph Hein ist am 15. Juni 2002 in Turin mit dem
renommierten italienischen Literaturpreis "Premio Grinzane Cavour"
ausgezeichnet worden. Der Preis wurde im Jahr 1982 in Piemont von Giuliano
Soria ins Leben gerufen. Geehrt werden jedes Jahr jeweils drei italienische
und ausländische Neuerscheinungen, daneben gibt es einen Sonderpreis
für ein Lebenswerk. Christoph Hein erhielt die Auszeichnung für
seinen Roman "Willenbrock", der 2000 bei Suhrkamp erschien.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen u.a. Julien Green, Günter
Grass, Czeslaw Milosz, Carlos Fuentes, Bohumil Hrabal, Toni Morrison,
Lars Gustafsson, Doris Lessing, Hans Magnus Enzensberger und Robert
Schneider. Aus der Selbstdarstellung: "Premio Grinzane Cavour is
structured in seven sections: published contemporary Italian fiction,
contemporary foreign fiction translated and published in Italy, translations,
essays, young beginner writers and the International Award, an aknowledgement
for "lives devoted to literature" and Premio Grinzane Editoria, the
Italian Publishing Award, entitled to Giulio Bollati, one of the symbols
of Italian publishing, destined to national and international personalities
for their outstanding ethics and civil commitment."
Christoph Hein wurde am 8. April 1944 als Sohn eines evangelischen Pfarrers
im schlesischen Heinzendorf geboren. Aufgewachsen ist er in Bad Düen
in der Nähe von Leipzig. Von 1958 bis zum Mauerbau 1961 besuchte
er ein humanistisches Gymnasium in West-Berlin, das Abitur legte er
1964 an einer Abendschule ab. Von 1967 bis 1971 studierte er Philosophie
in Leipzig und Ost-Berlin. 1971 wurde Hein Dramaturg an der Berliner
Volksbühne unter der Leitung von Benno Besson, 1974 wurde er als
Hausautor fest eingestellt. Im gleichen Jahr wurde sein erstes Stück
"Schlötel oder Was solls" uraufgeführt. Im Jahr
1979 verlässt Hein die Volksbühne und arbeitet seither als
freier Schriftsteller. Mit seinem Prosa-Erstling "Einladung zum
Lever Bourgeois" (1980) wurde er auch im Westen bekannt. In seiner
viel beachteten Rede vor 500.000 Demonstranten am 4. November 1989 auf
dem Ost-Berliner Alexanderplatz, also fünf Tage vor der Maueröffnung,
ergriff Hein Partei für die Belange der DDR-Bürgerrechtsbewegungen
und plädierte für die Etablierung eines wirklich demokratischen
Sozialismus. Seit 1992 ist Hein Mitherausgeber der "Ost-West-Wochenzeitung"
"Freitag". Im Oktober 1998 wurde Hein zum Präsidenten
des vereinigten deutschen P.E.N.-Zentrums gewählt (bis 2000).
Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Theaterstücke "Die
Geschäfte des Herrn John D." (1979), "Cromwell" (1980),
"Die wahre Geschichte des Ah Q" (1983), "Passage"
(1988), "Die Ritter der Tafelrunde" (1989), "Randow"
(1995) sowie "Bruch" (1999) und die Prosabände "Der
fremde Freund" (1982, im Westen u.d.T. "Drachenblut"
1983 veröffentlicht), "Horns Ende" (1985), "Der
Tangospieler" (1989) und "Das Napoleon-Spiel" (1993).
Christoph Hein wurde u.a. mit dem Lessing-Preis (1989), dem Peter-Weiss-Preis
der Stadt Bochum (1998) und dem Solothurner Literaturpreis (2000) ausgezeichnet.
Die ansprechend,
wenn auch etwas verspielt gestaltete Homepage
des Premio Grinzane Cavour
Weiterführende
Links zu Christoph Hein
Buchcover:
Christoph Hein: Willenbrock. Roman. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2000.
(TourLiteratur 3 / Juli 2002)
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