Maurice
Blanchot gestorben
Einer
der großen Inspiratoren der ästhetischen Moderne ist tot:
Der französische Romancier und Essayist Maurice Blanchot ist am
20. Februar 2003 im Alter von 95 Jahren bei Paris gestorben.
Blanchot, geboren am 22. September 1907 in Quain (Saône-et-Loire),
verdankt die Ästhetik des "Nouveau Roman" starke Impulse.
Sein umfangreiches Werk ist nur sehr schwer in die Kategorien Roman
und Essay zu unterteilen, da oftmals beide Erzählweisen ineinander
fließen. Blanchots literaturtheoretische Position sah sich in
Opposition zu Sartres Konzept einer "littérature engagée",
das vornehmlich inhaltliche Kriterien akzentuierte. Demgegenüer
betonte Blanchot die formalen Aspekte von Literatur, wobei u.a. die
Problematisierung des Erzählvorgangs thematisiert wurde. Zu seinen
bekanntesten Werken zählen der Roman "Thomas der Dunkle"
("Thomas l`obscur", 1941) und die theoretische Schrift "Der
literarische Raum" ("L`éspace littéraire",
1955). Zu Beginn seines Buches "Das Todesurteil" ("L`arrêt
de mort", 1948) heißt es: "Ich schrieb Bücher nur
noch in der Hoffnung, dem ganzen Spuk mit Büchern ein Ende zu bereiten.
Immer wenn ich Romane schrieb, entstanden sie dann, wenn die Worte anfingen,
die Wahrheit zu fürchten. Ich scheue die Wahrheit nicht. Ich habe
keine Angst, ein Geheimnis aufzudecken. Aber bisher waren die Worte
schwächer und schlauer, als ich wollte." (Maurice Blanchot:
Das Todesurteil. Aus dem Französischen von Jürg Laederach.
Frankfurt/M.: Suhrkamp 1990, S. 7)
Andreas Gelhard in der "Frankfurter Rundschau" (vom 4. April
2003):
"Maurice Blanchot ist in Deutschland der große Unbekannte
unter den französischen Denkern des 20. Jahrhunderts. Er spricht
bei uns weitgehend unbemerkt und unbewältigt durch die Texte anderer.
Die Schriften von Emmanuel Lévinas, Michel Foucault, Jacques
Derrida und einer Reihe weiterer französischer Autoren sind so
eng mit Blanchots Denken verflochten, dass es untertrieben wäre,
von Einfluss zu sprechen."
Weiterführende
Links zu Maurice Blanchot
Buchcover: Maurice Blanchot: Warten Vergessen. Frankfurt/Main: Suhrkamp
Verlag 1987.
(TourLiteratur
6 / April 2003)
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Patrick
Roth erhält den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2003
Der
Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur Patrick Roth erhält
am 22. Juni 2003 den diesjährigen Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Insbesondere mit seiner zwischen 1991 und 1996 erschienenen "Christus"-Trilogie
habe der Autor auf "moderne Weise von der Aktualität biblischer
Themen erzählt", so die Jury. Zur "Christus"-Trilogie
gehören die Bände "Riverside" (1991), "Johnny
Shines oder Die Wiedererweckung der Toten" (1993) und "Corpus
Christi" (1996). Der im Jahr 1993 vom thüringischen Ministerpräsidenten
Dr. Bernhard Vogel ins Leben gerufene Preis wird jedes Jahr von der
in St. Augustin bei Bonn ansässigen CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung
in Weimar verliehen. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Mit der
Auszeichnung sollen Autorinnen und Autoren geehrt werden, die "der
Freiheit ihr Wort geben". Zu den bisherigen Preisträgern zählen
u.a. Sarah Kirsch, Walter Kempowski, Günter de Bruyn, Norbert Gstrein
und der polnische Schriftsteller Adam Zagajewski.
Patrick Roth, 1953 in Freiburg/Breisgau geboren, studierte Anglistik
und Romanistik in Freiburg und Paris und lebt seit 1975 in Los Angeles,
wo er 1978 seinen ersten Kurzfilm ("The Boxer") produzierte.
Sein Film "The Killers" 1981 entstand nach einer Kurzerzählung
von Charles Bukowski. In der Folge nahm Roth Schauspiel- und Regieunterricht
bei dem Oscar-Preisträger Daniel Mann. Zwischen 1985 und 1990 schrieb
er fünf Hörspiele, die von Rundfunksendern der ARD gesendet
wurden. Sein literarisches Debüt feierte Patrick Roth im Jahr 1990
mit dem bei Suhrkamp erschienenen Band "Die Wachsamen. Drei Monodramen".
Im letzten Jahr erschien der Band "Im Tal der Schatten", der
den Text seiner Frankfurter Poetik-Vorlesung (2001/02) enthält.
Roths Werk wurde u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis (1992), dem Preis
der Stiftung "Bibel und Kultur" (1997) sowie dem Hugo-Ball-Preis
der Stadt Pirmasens (2002) ausgezeichnet.
Hajo Steinert üer Patricks Roth Prosaband "Johnny Shines
oder Die Wiedererweckung der Toten":
"Patrick Roth vermeidet jegliche Form kausalen Erzählens.
So legt sich Anekdote üer Anekdote, Gleichnis üer Gleichnis,
eine unerhörte Begebenheit üer die andere, bis dann am Ende
ein vom Leser geduldig zu enträtselndes Beziehungsgeflecht entstanden
ist. (...) Kein Zweifel, Patrick Roth ist ein mit allen Weihwassern
postbiblischer Erzählkunst gewaschener Erzähler." (Die
Zeit Nr. 41 vom 8. Oktober 1993)
Eva Leipprand üer das gleiche Buch:
"Das Buch (...) ist ein großes Wagnis. Die Sprache ist sicher
manchem eine Hürde, das Thema heikel und die Konsequenz der Durchführung
kompromisslos. Hier schreibt einer, was ihm wesentlich ist, und gräbt
dabei so tief ins Individuelle, bis er sich im Allgemeinen wiederfindet.
Ein erstaunliches Wagnis, das gelungen ist und diesem Buch (...) einen
ganz eigenen Platz in unserer Literaturlandschaft zuweist." (Neue
Deutsche Literatur 42, 1994, H. 494, S. 167)
Homepage
von Patrick Roth
Weiterführende
Links zu Patrick Roth
Homepage
der Konrad-Adenauer-Stiftung
Mehr
zum Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (u.a. alle Preisträger)
Buchcover:
Patrick Roth: Im Tal der Schatten. Frankfurter Poetikvorlesungen. Frankfurt/Main:
Suhrkamp Verlag 2002. (= edition suhrkamp. 2277.).
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Evangelischer
Buchpreis 2003 für Ralf Rothmann
Der
am 10. Mai 1953 in Schleswig geborene Schriftsteller Ralf Rothmann erhält
den Evangelischen Buchpreis des Jahres 2003.
Die Auszeichnung gilt insbesondere seinem 2000 bei Suhrkamp erschienenen
Roman "Milch und Kohle". Der Evangelische Buchpreis wird alle
zwei Jahre vom Deutschen Verband evangelischer Büchereien e.V. (DVEB)
in Göttingen verliehen. Gewürdigt werden Werke der Kinder-
und Jugendliteratur sowie Prosawerke für Erwachsene. Dotiert ist
der Preis mit 5.000 Euro. Die Vorschläge für die Preisvergabe kommen
von Leserinnen und Lesern.
Rothmann absolvierte nach dem Besuch der Handelsschule eine Maurerlehre
und war anschließend u.a. als Drucker und Krankenpfleger tätig.
Er lebt in Berlin. Rothmanns literarisches Werk wurde u.a. mit dem Märkischen
Kulturpreis (1986), dem Literaturpreis für das Ruhrgebiet (1996),
dem Hermann-Lenz-Preis (2001) sowie dem Kranichsteiner Literaturpreis
(2002) ausgezeichnet. 1992 war Rothmann Stadtschreiber von Bergen-Enkheim.
Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen die Erzählbände
"Messers Schneide" (1986) und "Der Windfisch" (1988),
die Romane "Stier" (1991), "Wäldernacht" (1994)
und "Flieh mein Freund" (1998) sowie der Lyrikband "Kratzer
und andere Gedichte" (1987). Vor einigen Wochen ist Rothmanns neuester
Roman "Hitze" bei Suhrkamp erschienen.
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Links zu Ralf Rothmann
Buchcover:
Ralf Rothmann: Milch und Kohle. Roman. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag
2002. (= suhrkamp taschenbuch. 3309.)
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Clemens-Brentano-Preis
für Andreas Maier
Für
sein im letzten Jahr erschienenes Buch "Klausen", einer Persiflage
auf das Genre des Heimatromans, erhält der 1967 in Bad Nauheim
geborene Autor Andreas Maier den diesjährigen Clemens-Brentano-Preis
der Stadt Heidelberg. Wie der Website des Suhrkamp Verlags zu entnehmen
ist, würdigt die Jury die "sprachliche und thematische Geschlossenheit
seines Romans". Maier wurde beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb
des Jahres 2000 mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet. Sein Debütwerk
"Wäldchestag" wurde 2000 mit dem "aspekte"-Literaturpreis
des ZDF gewürdigt.
Der seit 1993 von der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Germanistischen
Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg vergebene Clemens-Brentano-Preis
versteht sich als Förderpreis für den literarischen Nachwuchs.
Die Jury besteht jeweils zu gleichen Teilen aus namhaften Literatur-Fachleuten
und Heidelberger Studenten. Zu den bisherigen Preisträgern zählen
Günter Coufal, Barbara Köhler, Benjamin Korn, die Lyriker Oswald
Egger und Hendrik Rost sowie - im letzten Jahr - der Essayist und Erzähler
Doron Rabinovici.
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Links zu Andreas Maier
Buchcover:
Andreas Maier: Klausen. Roman. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 2002.
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Hölderlin-Literaturpreis
für Monika Maron
Der
Friedrich-Hölderlin-Literaturpreis der Stadt Bad Homburg des Jahres
2003 geht an die in Berlin geborene Autorin Monika Maron. Sie erhält
die mit 12.500 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Romanwerk. Die
Preisüergabe findet am 7. Juni 2003, dem Todestag Hölderlins,
statt.
Monika Maron wurde 1941 in West-Berlin geboren. Sie ist die Stieftochter
des ehemaligen Volkspolizei-Chefs und späteren DDR-Innenministers
Karl Maron. 1951 wechselte sie mit ihrer Familie von West- nach Ost-Berlin.
Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft und der Kunstgeschichte und
einer Tätigkeit als Regieassistentin beim Fernsehen arbeitete sie
zeitweilig als Reporterin für die in der DDR sehr bekannte Zeitschrift
"Wochenpost". Seit 1976 ist Monika Maron freie Schriftstellerin.
Zwischen Oktober 1976 und Mai 1978 war sie - wie der SPIEGEL in seiner
Ausgabe Nr. 32 vom 7. August 1995 schreibt - für das DDR-Ministerium
für Staatssicherheit konspirativ tätig. Sie sollte Westbürger
und Journalisten bespitzeln. In Interviews hat sie immer wieder beteuert,
in dieser Zeit niemanden denunziert zu haben. Nach 1978 wurde Maron
selbst von der Stasi üerwacht. Die Erlebnisse und Hintergründe
der Angelegenheit hat sie in dem Band "quer über die gleise"
(2000) verarbeitet). 1988 verließ Monika Maron die DDR und lebte
bis 1992 in Hamburg, danach in Berlin. Ihr erster Roman "Flugasche"
erschien 1981. Weitere wichtihge Werke: "Das Missverständnis"
(1982), "Die Überläuferin" (1986), "Stille Zeile Sechs"
(1991), "Animal Triste" (1996), "Pawels Briefe. Eine
Familiengeschichte" (1999) und die Erzählung "Herr Aurich"
(2001). Im letzten Jahr erschien ihr viel gelobter Roman "Endmoränen".
Der Friedrich-Hölderlin-Literaturpreis geht auf eine Initiative
des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki in Zusammenarbeit mit dem
damaligen Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg, Wolfgang Assmann,
zurück. Er wird seit 1983 jedes Jahr verliehen. Erster Preisträger
war der Schweizer Autor Hermann Burger. Marcel Reich-Ranicki selbst
erhielt die Auszeichnung im Jahr 2000. Weitere Preisträger waren
u.a. Peter Härtling (1987), Wolf Biermann (1989), Hilde Domin (1992),
Ludwig Harig (1994), Martin Walser (1996), Christoph Ransmayr (1998)
und Dieter Wellershoff (2001). Der Preisträger des letzten Jahres
hieß Robert Menasse. Neben dem eigentlichen Hölderlin-Preis
wird jährlich ein Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro
verliehen. In diesem Jahr erhält ihn die Autorin Juli Zeh für
ihre Romane "Adler und Engel" und "Stille ist ein Geräusch".
Weiterführende
Links zu Monika Maron
Buchcover:
Monika Maron: Endmoränen. Roman. Frankfurt/Main: S. Fischer Verlag
2002.
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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