Rezensionen > Dury, Andreas: ... als ich in die Stadt kam |
"...
als ich in die Stadt kam" Andreas Dury:
... als ich in die Stadt kam. Geschichten. Die kurzen Geschichten in Andreas Durys Erz�hlsammlung "... als ich in die Stadt kam", die 1999 im Pl�ger-Verlag erschienen sind, wirken wie Spiegel. Sie reflektieren die angsterf�llten Tr�ume der Erz�hler und Protagonisten. Ihre abgr�ndigen �ngste manifestieren sich in surrealen Bildern von deformierten Leibern, unmotivierter Gewalt und Tod. So wimmelt es denn von abgetrennten Fingerkuppen, Armen, Beinen und K�pfen - etwa in der Erz�hlung "Der Torso", einem Panoptikum zerst�rter K�rper. Beispiele unmotivierter Gewalt finden sich am Anfang der Erz�hlung "Besuch auf dem Land", wo ohne ersichtlichen Grund deren Held Gelnwein von einer Gruppe von M�nnern zusammengeschlagen wird, oder in "Zapfer", wo brennende Autos aus einem Flugzeug heraus in die G�rten einer Vorortsiedlung st�rzen. Der Tod kehrt immer wieder in der Gestalt von herumliegenden Skeletten, �ber die der Blick beil�ufig hinweg gleitet. Dury erzeugt auf diese Weise eine Furcht einfl��ende Atmosph�re permanenter Bedrohung. Die deformierten K�rper seiner Protagonisten verweisen auch auf ihre von Angst gepeinigten Seelen. Durys Figuren sind einsam, allein gelassen mit dem Unfassbaren. Ein Keller mit niedriger Decke wird zum Bild f�r die menschliche Seele, ein Keller, in dem man nur in geb�ckter Haltung vorw�rtskommt, wo allerlei Getier haust, von dem man sich ern�hrt. Souver�n spielt Dury in seinen Erz�hlungen mit Raum und Zeit. Mit rasanter Geschwindigkeit und oft unmerklich wechselt er die Schaupl�tze und Zeitpunkte in einer unzusammenh�ngenden Folge von Episoden, die sich nur schwer mit dem Begriff 'Handlung' fassen l�sst. Viele Erz�hlungen kommen anfangs in realistischem Gewand daher, ehe sie pl�tzlich umschlagen in surreale Schreckensbilder. Die Deformation der K�rper und der Seelen wird auf diese Weise auch in der Struktur der Erz�hlungen pr�sent. Der pl�tzliche Wechsel von Schaupl�tzen und Augenblicken birgt vielerlei �berraschungen. Im raschen Wechsel der Perspektiven verliert schon bald auch der Leser den Halt. Ihm ergeht es �hnlich wie den Figuren in den Erz�hlungen. Nicht alle Geschichten Durys in "... als ich in die Stadt kam" weisen die intensive Bilderf�lle von "Gr�nmann, das metropolitanische Subjekt", "Der Torso" oder "Zapfer" auf. Aber gerade auf diese Bilderf�lle und ihre literarische Inszenierung kommt es in hohem Ma�e an, will Dury die �ngste seiner Erz�hler und seiner Protagonisten zu denen des Lesers machen. Wo dies nicht gelingt, geraten viele Erz�hlungen zur langweiligen Geisterbahn und ausdruckslosen Artistik. Allerdings ist keine Erz�hlung in der Sammlung enthalten, die in dieser Weise misslungen w�re. Auch die schw�chsten halten ein bestimmtes Niveau der Suggestion. Die gr��te Angst ist jedoch bislang unerw�hnt geblieben. Sie zieht sich wie ein Leitmotiv durch die gesamte Sammlung. Es ist die Furcht, dass das Glas, in dem sich die Albtr�ume zu reflektieren scheinen, gar kein Spiegel ist, sondern ein Fenster, durch das man hinausschaut in die Wirklichkeit. Stefan Ringel © TourLiteratur
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