Rezensionen > Osterkamp/Polaschegg/Schütz (Hrsg.): Wilhelm Hauff |
Rehabilitation
der Virtuosität Ernst Osterkamp
/ Andrea Polaschegg / Erhard Sch�tz (Hrsg. - In Verbindung mit der Deutschen
Schillergesellschaft):
Dieses Buch vereint zahlreiche �u�erst lesenswerte Beitr�ge zu verschiedenen Aspekten des Hauffschen Werkes wie zu einzelnen seiner Texte. Weit davon entfernt, bisherige Bewertungsstereotypien zu tradieren, wartet der Band mit einer F�lle �berzeugender Deutungsans�tze auf, die wegen ihrer analytischen Stringenz, ihrer stilistischen Klarheit und ihrer Integration aktueller Forschungsdiskussionen �berzeugen. Zwei Beispiele: Peter von Matt beispielsweise weist in seinem Beitrag "Wilhelm Hauff oder Der Weg in die Klarheit" im Gegensatz zu den g�ngigen Urteilen �ber Hauff den "Zusammenfall von Einfachheit in der Gestalt und Komplexit�t in der Bedeutung" (S. 22) als hohen �sthetischen Wert aus. Argumentativ st�tzt er seine Schlussfolgerungen auf einen Vergleich zwischen E.T.A. Hoffmann und Hauff. In Hauffs M�rchen zeigt er die Abkehr von der romantischen Himmelsleiterpoetik und den Entwurf einer neuen Klarheit, die poetologisch keinen Zweifel daran l�sst, dass es ihr konkret um die immanenten Verh�ltnisse geht. Matt demonstriert, dass Hauffs M�rchen keineswegs nur oberfl�chliche, epigonale Ausl�ufer gro�er k�nstlerischer Vorbilder sind, sondern Boten realistischer Erz�hlverfahren, was in Claudia Stockingers Beitrag "Verkehrungen der Romantik" untermauert wird. Auf durchaus moderne Z�ge in Hauffs Erz�hlen weist auch G�nter Oesterles Aufsatz "Wiederkehr des Virtuosen?" hin, der zuerst Hauffs Marktorientierung als Selbstbehauptungsstrategie eines jungen, zun�chst sehr unbekannten Autors verteidigt, um daraufhin "hinter den Marktstrategien Hauffs ein literatur�sthetisches, ja sogar literaturpolitisches Konzept" (S. 85) zu orten. Ein solches Konzept sp�rt Oesterle in Hauffs Anlehnung an die interkulturelle Ausrichtung der 1824 in Paris gegr�ndeten, liberalen Zeitschrift "Le Globe" auf. Diese beabsichtigte, die Literatur verschiedener L�nder im Sinne eines 'geistigen Handelsverkehrs', wie es Goethe ausdr�ckte, zu vermitteln und zu verbreiten. Mit den subtil aufgearbeiteten Bezugspunkten zwischen dem Programm des "Globe" und Hauffs Vorstellungen gelingt es Oesterle glaubhaft, Hauffs literarische Praxis vor der Generalanklage eines wahllosen, beliebigen Eklektizismus literarischer Traditionen und Tendenzen zu verteidigen. Insgesamt bietet der Band eine gelungene, fundierte, stellenweise mit kriminologischem Scharfsinn erstellte, �berf�llige Demontage �berkommener Vor- und Fehlurteile der Hauff-Forschung, so sie den �berhaupt stattgefunden hat. Gleichwohl ist er nicht nur f�r an Hauff Interessierte von gro�em Interesse; er setzt auch wichtige Akzente in der weiteren Erforschung der Epoche. Benedikt Descourvières © TourLiteratur
/ Autor Buchcover: © Wallstein Verlag, Göttingen |