Rezensionen > Hauptmann, Gaby: Fünf-Sterne-Kerle inklusive |
"Feel
me, touch me, kill me ..." Gaby Hauptmann:
Fünf-Sterne-Kerle inklusive. Roman. Die Story: Eine vom Lande in die Stadt geflohene Twen sucht ihre Ziele und schlittert zufällig in einen 5-Sterne-Urlaub hinein. Hell umschwirrt von Mittvierzigern, vermeintlich unheimlich jugendlich und irgendwie alterslos, kommt das Mädchen ins Wanken, dem Klischee ganz nachzugeben. Nachdem sie lange genug gebraucht hat, die Beweggründe des männlich-selbstgefälligen Mottenschwarms zu durchschauen, hat`s ein Happy end des "normalen Lebens" - mit kurzer Spannung davor. Katrin, die junge Protagonistin, hat gegen Konventionen rebelliert, indem sie den Schulabschluss hat sein lassen und für eine Berufsausbildung sich auch nicht entscheiden konnte. Der Lebensunterhalt wird mehr schlecht als recht von "Schlecker" bezahlt. Für die kleine Wohnung im Haus der Tante reicht es. Eine unbeabsichtigte Teilnahme an einer Verlosung beschert ihr einen Lusxus-Winterurlaub. Leider nur für eine Person, ohne Ronny, den Freund. Beeindruckt vom Schnee und eher irritiert von der umschwärmenden Aufmerksamkeit der männlichen Hotelgäste, genießt Katrin - die sich jetzt angesichts der mondänen Umgebung "Cathrin" nennt - die ersten Schneetage. Rasch plagt ihren Freund die Eifersucht, weil Katrin kaum zu sprechen ist. Und Cathrin schon gar nicht. Ein Wetterumschwung beendet das Skileben und sie erfährt endlich (wieso eigentlich so spät?), warum die Männer um sie buhlen. Der Grund: Ein Wettstreit, wer die unbekannte Schöne zuerst auf den Rücken legt. Wer hätte das gedacht?! Aber Katrin, nicht um schräge Ideen verlegen, rächt sich: Mit süßer Verheißung im Blick, bestellt sie eines Nachts die gesamte Männerschar in den Keller des Hotels, jeden natürlich einzeln, ohne den jeweils anderen etwas zu verraten. Und sie kommen alle. Und auf einmal. Aus der erhofften erotischen Sonderbehandlung wird die kollektive Blamage. Nur mit Shorts bekleidet, mit Champagner bewaffnet gucken die eitlen Gecken in die Röhre. Sicher: Das alles ist recht amüsant, kommt leicht und beschwingt daher. Warum hat man nur permanent das unbestimmte Gefühl, das alles irgendwo schon einmal, nein, schon tausend Mal gelesen zu haben? Als das Schneetreiben pausiert, reist die Hälfte der Gäste ab, und so mancher Koffer bleibt vergessen im Hotel. Einen bestimmten soll Katrin auf ihrem Weg nach Hause dem Eigentümer zurückbringen. Eine reizvolle Belohnung winkt. Das Vorhaben stellt sich als Zitrone heraus: Katrin knackt den Koffer und findet - eine Handvoll Schmiergeld. Kaltschnäuzig verhandelt sie einen ebenso stattlichen wie unstatthaften Finderlohn, beschließt normal und brav zu werden, den Schulabschluss nachzuholen und gemeinsam mit dem wieder auferstandenen Ronny ein Nest einzurichten. Happy end, open end. Gaby Hauptmann bringt mit schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr neue Unterhaltung auf den Markt. Wirklich neue? In ihrem ersten Buch ("Suche impotenten Mann fürs Leben") war Hauptmann glaubhafter. Das Alter um die dreißig steht ihrem Stil einfach besser zu Gesicht. Allein ihre Hauptfigur: Gerade der Pubertät scheint sie entschlüpft, unentschieden zwischen kratzbürstiger Naivität und bissig-lieblicher Koketterie. Sind das die Kinder der Achtziger und Neunziger? Happy-Hour-Jean d`Arcs mit Marienhof-Sozialisation? Glaubhaft wirkt das alles jedenfalls nicht. Trotzdem: Das neue Werk ist - wie sollte es auch anders sein - leichte Unterhaltung, gefällig präsentiert. Die Klischees versucht Hauptmann auszuleben und schreckt vor deren Erfüllung doch zurück. Die Spannung tritt kurzfristig im letzten Drittel des Buches auf - und auch nur da. Davor plätschert die aufdringlich gradlinige Handlung unaufgeregt dahin. Alter Wein in noch älteren Schläuchen. Die arg konstruierte Story handelt vom Traum mancher Blonder, mehrere reiche mittelalterliche Herren, die scheinbar zu haben sind, auf einem Fleck vorzufinden. Und jeder will was von der jungen Schönen. Doch wirklich käuflich wollte Hauptmann ihre Hauptfigur auf diese Weise nicht werden lassen. Deshalb musste die kleine, amüsante Rache her. Fazit: Wer unterhalten werden möchte und ein Buch in kurzer Zeit durchfliegen mag, der lese. Beate Jung © TourLiteratur
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