Rezensionen > Henke, Susanne: Finderlohn |
Wenn
der Kopf aber nun ein Loch hat Susanne Henke:
Finderlohn und andere Stories.
Doch nun Schluss mit den Geschichten. Schauen wir mal genauer hin. Einem Immobilienmenschen, der sich schon darauf gefreut hatte, der Nachfolger seines Chefs zu werden, wird pl�tzlich Konkurrenz vor die Nase gesetzt. Und die ist so beschaffen, dass seine Chancen auf den lukrativen Posten rapide sinken. Da kann er sich doch nur diebisch freuen, wenn ihm der pure Zufall einen Liebesbrief zuweht, aus dem hervorgeht, dass die Konkurrenz stockschwul ist, des Chefs T�chterchen also gar nicht ehelichen will, sondern nur um der schnellen Karriere willen blufft. Oder: Im Kampf um die so begehrten WM-Tickets seligen Angedenkens treten zwei M�nner gegeneinander an, die erst Nachwuchs zu zeugen haben, bevor sie dem Nationalteam zujubeln d�rfen (Hat nicht Harald Schmidt einst WM-Karten an Schwangere verteilt?). Allein das eine Paar hat sich auf Kinderlosigkeit geeinigt, was ihn dazu zwingt, seine Partnerin mehrmals b�se hinters Licht zu f�hren. Das klappt ganz gut, aber Schweini und Co. sieht er am Ende trotzdem nicht. Und letztes Beispiel: Eine allein gelassene Frau h�rt Ger�usche im Haus. Zum Gl�ck hat sie sich einen Revolver besorgt. So kann sie sich wehren, w�hrend der Mann �berstunden macht. Am Ende liegt tats�chlich ein Toter auf dem Parkett. Ob es der Einbrecher ist, bezweifelt jeder, der Susanne Henke kennt. Denn genauso funktionieren die besten Geschichten dieser Autorin. Hintersinnig und keineswegs an dem Punkt endend, bis zu dem wir sie eben erz�hlt haben. Denn da gibt es stets noch eine Pointe hinter der Pointe. Da kippt das gro�e Gl�ck pl�tzlich wieder. Aus eben noch lauthals Triumphierenden werden Verlierer. Und der erschwindelte Gewinn zerrinnt zwischen gierigen Fingern. Nicht ganz so gut ist sie, wenn sie ihrem lobenswerten sozialkritischen Impetus allzu deutlich die Z�gel schie�en l�sst. Dann wei� man zwar trotzdem, was Sache ist, und Witz hat das auch durchaus, aber der Schluss von Geschichten wie "Gesch�tzte Sch�tze" ist mir dennoch zu glatt, zu demonstrativ, ja, zu konstruiert in seinem �berdeutlichen Gegen�ber von Oben und Unten, Werbeparadies und Pennerh�lle, alles Erscheinungen, die unsere Gesellschaft sicher in zunehmender Sch�rfe kennzeichnen, die sich aber auf den f�nf, sechs oder sieben Seiten einer Kurzgeschichte wirklich nicht ersch�pfend behandeln lassen. Alles in allem erreicht Susanne Henkes zweiter Band mit Kurzprosa durchaus die Qualit�t des ersten, der vor Jahresfrist unter dem Titel "Bissige Stories f�r boshafte Leser" erschien. Besser geb�ndigt erscheint die Form, Satz 1, auf den wir oben anspielten, stellt tats�chlich nur eine Ausnahme dar und auch, dass ein Rettungswagen neben drei Feuerl�schz�gen "zerbechlich" (S. 80) wirkt, �berzeugt mich sprachlich wenig. Doch sch�n und gerecht sind die Niederlagen, die jene erleiden, die sich schon erhaben - wenn nicht gar erhoben - �ber andere f�hlen, h�misch deren bald folgendes Ungl�ck im Kopf antizipieren, w�hrend sie ihrem eigenen Schicksal gegen�ber vollkommen blind sind. Kann bzw. darf man Gleiches mit Gleichem vergelten? Susanne Henkes Stories sagen: Ja. Und irgendwie menschlich ist das auch. Allein niemand kommt damit durch, stets folgt die Strafe auf dem Fu�e. �brigens: Die Miene des Verdrossenen im Biergarten - siehe oben, Abschnitt zwei - hat sich dann schlie�lich doch noch aufgehellt. Ich habe ihm n�mlich - er tat mir Leid - Susanne Henkes beste Geschichte - "Notwehr" - zu lesen gegeben. Da war er ganz begl�ckt, stand auf und ging davon in Richtung Hugendubel. Und in den warmen Sp�tnovembernachmittag hinein. Dietmar Jacobsen © TourLiteratur
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des Autors Dietmar Jacobsen: Buchcover: © Books on Demand, Norderstedt |