Rezensionen > Kotte, Henner: Titelhelden |
"Heute
muss man jedem alles zutrauen" Henner Kotte:
Titelhelden. Kriminalroman.
Mit dem Text des B�chnerpreistr�gers, dessen Ort die Landstra�e zwischen Leipzig und Meuselwitz ist, sind wir �brigens schon in Henner Kottes N�he. Mehr r�umlich als vom Schreibverm�gen her, aber immerhin. Denn obwohl die Tankstelle in Kottes Krimi um die Kommissare Kohlund und Schmitt und die Kommissarinnen Schabowski und Beetz weder sch�n brennt noch sch�n ist, liegt sie doch inmitten der Plei�e-Metropole und hat ihr Gegenst�ck ebenfalls auf der anderen Stra�enseite. Doch beiden Tankstellen geht es nicht gut. Einst an einem Autobahnzubringer gelegen und heftig frequentiert, hat die wilde Baupolitik der Kommune im Zuge von WM-Stadt und Olympia-Bewerbung die Gegend zu einer Art Dead End Street verkommen lassen. Der Verkehr und mit ihm die Gewinne flie�en pl�tzlich woanders. Und eines Morgens ist der Besitzer einer der beiden Servicestationen tot. "Titelhelden" ist Henner Kottes zweiter Leipzig-Krimi. Wieder ermittelt das Team der Mordkommission zwo und erneut f�hrt uns der Autor schnell mitten hinein in die unterschiedlichsten zwischenmenschlichen Gemengelagen. Es geht um Wendelust und Wendefrust, rechte Gewalt und Ausl�nderfeindlichkeit, V�ter und S�hne, M�tter und Schwiegert�chter und die Frage, wie man leben kann und leben soll in einer auseinander fallenden Gesellschaft, die Probleme �ber Probleme erzeugt, bei deren L�sung aber mehr als zur�ckhaltend ist. Mit einem Satz: Es geht um unsere unmittelbare Gegenwart zwischen Profitmaximierung und Prekariat, Hartz IV und WM 2006, Medienmacht und Merkel-M�ntefering. Das ist fast zu viel brisanter Stoff f�r knapp 300 Seiten, aber irgendwie schafft es der Autor, die auftretenden Probleme gerecht auf sein Romanpersonal umzulegen, sodass jeder sein Teil abbekommt und auch die ermittelnden Kriminalisten ihr mal leichteres, mal schwereres P�ckchen zu tragen haben. Die Crew ist �brigens gut und zukunftstr�chtig zusammengesetzt, die vier Hauptfiguren unterscheiden sich wohltuend voneinander und arbeiten sich allesamt an privaten Konflikten ab, die mit der L�sung des Falls nicht verschwinden. Ich jedenfalls m�chte im n�chsten Roman von Henner Kotte schon gern erfahren, ob es klappt zwischen der jungen Kriminalistin Franziska Beetz und ihrem aalglatten, aber potenzstarken und immer gut informierten Boulevardzeitungsredakteur und ob die brutale Vergewaltigung seiner Exfrau durch einen der beiden Hauptkommissare wirklich ganz ohne S�hne bleibt. Jedenfalls gibt es zum Romanschluss hin dann eine nicht mehr ganz so gro�e �berraschung f�r die, welche von Beginn an mitgedacht haben, einen sch�nen, flammenden Showdown und die Gewissheit, dass sich Leipzig nicht schlecht macht als Schauplatz des Verbrechens und das ermittelnde Personal durchaus serientauglich ist. Allein ein Wermutstropfen tr�bte mir den Spa�: die Sprache. Hier wird zuviel geschludert, ziehen Pr�positionen die falschen F�lle nach sich, fehlen grammatikalisch notwendige Satzteile w�hrend andere gleich zweimal da sind, was sp�testens dann nicht mehr entschuldbar ist, wenn es dem sprachsensiblen Leser aller f�nf Seiten den Genuss verhagelt. Und mit Leuten, welche lesen, weil sie auch auf Sprache, nicht nur auf Handlung Appetit haben, sollte der heutige Krimischriftsteller auf jeden Fall rechnen. Dietmar Jacobsen © TourLiteratur
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des Autors Dietmar Jacobsen: Buchcover: © Rotbuch Verlag, Hamburg |