Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2005) > Rezensionen > Jaud, Tommy: Vollidiot |
Frauen
ansprechen für Dummies Tommy Jaud:
Vollidiot. Roman. Nicht alle M�nner sind Idioten. Manche sind Vollidioten und in den meisten F�llen Singles. Und nirgendwo auf der ganzen Welt wird einem Single sein pers�nliches Scheitern konzentrierter und kaltbl�tiger vor Augen gef�hrt als bei IKEA. Unter diesen Aspekten beschreibt der Jungautor Tommy Jaud, Jahrgang 1970, seinen ersten Roman "Vollidiot" aus der Sicht eines frustrierten und vom Pech verfolgten Single-Mannes, in den letzten Wochen vor dessen 30. Geburtstag. Alles beginnt bei IKEA mit dem Kauf eines Single-Sessels, einer Investition, die nicht unbedingt dazu beitr�gt, der Hauptfigur Simon Peters das bisher in jeder Hinsicht erfolglose Leben zu bereichern. Denn verschuldet, alleinlebend, mit einem Job als T-Punkt-Verk�ufer, sieht er selbst ein, in seinem Leben weder Perspektiven noch Ziele zu haben. Der einzige Lichtblick ist der Ausblick von seinem Arbeitsplatz in das Caf� gegen�ber, denn dort steht sie, Marcia, die einzige Frau, mit der er sich eine bessere Zukunft vorstellen kann. Doch dazu m�sste Simon sie erst einmal ansprechen und bis dahin ist es noch ein langer Weg, auf dem zahlreiche Komplikationen, immer verbunden mit Frauen, in sein Leben treten. Aber Simon l�sst sich nicht von seinem einzigen Ziel abbringen und schafft es schlie�lich, Marcia anzusprechen. Er schenkt ihr eine Karte f�r ein Konzert und hofft, sie dort wiederzusehen und sie besser kennenzulernen. Leider macht er die traurige Entdeckung, dass die Frau seiner Tr�ume eben nur in seinem Traum existiert. Durch diesen und andere Schicksalsschl�ge gepr�gt, isoliert sich Simon vollst�ndig vom Rest der Welt und versucht, ein Leben g�nzlich ohne Frauen, Freunde und Perspektiven zu f�hren. Bis zu seinem 30. Geburtstag, an dem er merkt, dass seine Freunde trotz seines unkameradschaftlichen Verhaltens immer noch zu ihm stehen. Durch einen dummen Zufall l�dt er versehentlich alle Leute aus seinem Telefonbuch ein, auch die aus seiner Vergangenheit, mit der er eigentlich abschlie�en wollte. Auf der Party f�ngt Simon an, die Dinge mit anderen Augen zu sehen und beschlie�t, an dem Ort, an dem sein Ungl�ck angefangen hat, jenes auch wieder zu beenden. In einem n�chtlichen Ritual verbrennt er seinen Single-Sessel vor dem IKEA-Kaufhaus. Mit diesem Ende setzt der Autor einen Rahmen, der die Figur und auch den Leser wieder zum Anfang zur�ckf�hrt und der Geschichte einen runden Abschluss gibt. Der sehr ironische, teilweise sarkastische und auch vulg�re Ton, mit dem Tommy Jaud den Leser durch das Buch "Vollidiot" f�hrt, macht es jedem leicht, sich gut in das Leben des schicksalsgebeutelten Simon Peters hineinzuversetzen. Ebenso die Lautschrift, die der Autor verwendet, um bestimmte Situationen zu beschreiben (z.B. werden Simons laute Ausrufe in Gro�schrift gehalten), gibt dem Roman eine zus�tzliche Lebendigkeit. Obwohl die Geschichte an sich stimmig und wie aus dem Leben gegriffen wirkt, gibt es auch Abschnitte, die etwas langatmig und fast gezwungen lustig wirken und man sich deshalb manchmal �berwinden muss, das Buch nicht einfach zuzuschlagen, wenn die Handlung allzu absurd wird. Zusammenfassend l�sst sich also sagen, dass diese Art von Literatur aufgrund des doch recht niedrigen Niveaus nicht jeden Geschmack treffen wird, aber wer an diesem Roman und seinem eigenen Humor keinen Ansto� nimmt, der wird in "Vollidiot" eine angenehm leichte und am�sante Badewannenlekt�re finden, die vielleicht, nach ein bisschen Suchen, sogar f�r manchen die eine oder andere Lebensweisheit enthalten kann. Denn die Hauptfigur Simon Peters ist ein gutes Beispiel von einem Mann, der verzweifelt versucht, sein Gl�ck zu finden und dabei �bersieht, dass das Gl�ck sehr viel n�her liegt, als er denkt. Und das ist schlie�lich durchaus auf die Wirklichkeit �bertragbar. Desiree Fahr, Kirsten Haneke © TourLiteratur
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