Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2005) > Rezensionen > Nance, John J: Tödlicher Gegenwind |
Hoch
üer den Wolken John J. Nance:
Tödlicher Gegenwind. Thriller. "Captain,
ich glaube du solltest besser mal hinten nach dem Rechten sehen!"
Der ehemalige US-Präsident John Harris will in der Linienmaschine von Euro Air, geführt von Kapitän Craig Dayton, eigentlich nur gemütlich von Athen nach Rom fliegen. Doch plötzlich tauchen am Flugsteig griechische Behördenvertreter auf, die aufgrund eines peruanischen Haftbefehls die sofortige Auslieferung Harris' fordern. Aus Pflichtbewusstsein und in dem Glauben, Harris sei unschuldig und sein Leben in Gefahr, entscheidet sich Dayton, der selbst US-Bürger und Reservist der Air Force ist, für eine tagelange Odyssee, um den Präsidenten in Sicherheit zu bringen. Dayton und seine Crew starten ohne offizielle Starterlaubnis und werden zunehmend mit dem Interpol-Haftbefehl konfrontiert, der auf demselben Abkommen basiert, mit dem Augusto Pinochet, der langjährige Diktator Chiles und Urheber vieler Menschenrechtsverbrechen, von Spanien ausgeliefert wurde. Da nahezu jedes Land in Reichweite das Abkommen unterzeichnet hat, stehen die Protagonisten vor einem nahezu unlösbaren Problem. Fern ab von dem Geschehen versucht derweilen der umstrittene Anwalt Jay Reinhardt den Präsidenten zu verteidigen und zu beraten. Dieses Werk ist relativ kurzweilig geschrieben und spannend, da sich die Geschehnisse überschlagen und das Schicksal des Präsidenten bis zum Ende hin offen bleibt. Mithilfe aktueller Bezüge zur Luftfahrt, politischen Geschehnissen und auch zum Justizwesen schafft es Nance, einen realistischen Bezug zur packenden Atmosphäre zu schaffen. Somit stellt der Autor die heldenhaften Leistungen und Taten des Piloten und des Anwalts in den Mittelpunkt und man könnte meinen, dass er sich selbst darstellen möchte und seinen Traum als Held beschreibt. Der Roman passt in das Schreibschema des Autors, der sich aufgrund seiner Tätigkeit schon oft mit Fluggeschichten bekannt gemacht hat. Genauso wie in "Medusa's Child" geht es um Gefahren, die sich über den Wolken abspielen. Auch werden wieder behördliche Konflikte, die das Schicksal der Hauptpersonen zu kippen drohen, thematisiert, dies aber wiederum durch heldenhafte Taten vermieden wird. Alles in allem gefällt uns das Buch sehr gut. Der Themenkomplex vereint Technik und Rechtswissenschaft mit Politik, was eine interessante Mischung bietet und von Seite zu Seite die Spannung erhöht. Die Tatsache, dass das Resultat bis zum Ende offen bleibt, trägt weiter dazu bei, dass man nicht gerne eine Pause einlegt. Die Handlung ändert zudem oft unerwartet ihre Richtung, was die atemberaubende Spannung das ganze Buch hinweg aufrechterhält. Des Weiteren gewährt dieser Roman einen tiefen Einblick in die internationale Zusammenarbeit von Staatsregierungen und den zahlreichen Interpretationsmöglichkeiten im viel verzweigten Justizwesen. Außerdem gelingt es Nance, dass man sich mit einigen Charakteren besonders anfreundet und identifiziert. Der aktuelle Bezug zum Fall Pinochet lässt erkennen, dass Nance den Inhalt seiner Romane mit großer Sorgfalt wählt und dazu sehr viel recherchiert. Der Titel hat also nicht zu viel versprochen - "Tödlicher Gegenwind" ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich für Justizthriller und Flugabenteuer interessieren. Wir können ihn getrost weiterempfehlen und hoffen, dass wir hiermit viele dazu bewegen, diesen Roman zu lesen. Georg Bundy, Frank Eymann © TourLiteratur
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