Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2008) > Rezensionen > Hannemann, Uli: Neulich in Neukölln |
"Notizen
von der Talsohle des Lebens" Uli Hannemann:
Neulich in Neukölln.
Sie
wohnen auf dem Land und wollen wissen, wie es in der deutschen Metropole
Berlin zugeht? Dann schnuppern sie doch einfach mit "Neulich in Neukölln"
Großstadtluft. Eine Besonderheit des Buches ist mit Sicherheit, dass die Kapitel sich nur geringfügig aufeinander beziehen. Während es auf den ersten paar Seiten noch um den Einzug in das Viertel und um Eigenarten der Nachbarn geht, liest man im Folgenden schon von Freundschaften zu Bäumen oder Lieblingsbeschäftigungen wie Lungern oder Brabbeln, das sich folgendermaßen beschreiben lässt: Komplett sinnfreie Kommentare, die von Neuköllns Bürgern entweder gestammelt, gemurmelt oder gebrüllt werden. Typische Beispiele hierfür sind: "Scheiße, alles Scheiße" oder "Mann, Mann, Mann". Gerade diese Vielfalt und der schnelle Wandel durch die tagebuchähnlichen Geschichten (da die Kapitel höchstens vier Seiten lang sind) machen das Buch wahnsinnig kurzweilig. Hauptsächlich handelt der Roman von der Lebensart und der Mentalität der Einwohner Berlin-Neuköllns. Man kann den Inhalt nicht zusammenfassen oder verallgemeinern, da es keine aufeinander aufbauenden Handlungen gibt. Jedoch ist die Aussageabsicht des Autors für uns klar zu erkennen: Er möchte auf die Perspektivlosigkeit arbeitsloser Neuköllner und deren Lebensweise, die auf alle Fälle üertrieben geschildert wird, hinweisen. Uli
Hannemann, gebürtiger Braunschweiger, ist eben in jenem Stadtteil
Taxifahrer. Die gesammelten Erlebnisse und Eindrücke bringt er in
seine Geschichten ein. Das Ganze hat also einen gewissen autobiographischen
Hintergrund. Wobei natürlich alles durch üertriebene Darstellung
von der Realität abweicht. Gewisse Kapitel, wie zum Beispiel Berlins
Flughafen Tempelhof als "Nazi-Erlebnispark" verdeutlichen dies. Thorben Kraus, Torben Wilding © TourLiteratur
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