Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2008) > Rezensionen > Sardou, Romain: Kein Entrinnen |
24
Leichen, zwei Ermittler und ein Schriftsteller Romain Sardou:
Kein Entrinnen. Thriller.
Eine
Sekte? Ein Klub von Selbstmördern? Was haben vierundzwanzig aufeinandergeschichtete
Leichen zu bedeuten? Diese Fragen stellt sich auch Colonel Stu Sheridan,
der Polizeichef von New Hampshire, als er in einer verschneiten, kalten
Winternacht am Tatort eintrifft. Fast
zeitgleich trifft ein junger Professor namens Frank Franklin an der Universität
von Durrisdeer ein. Der im Fachbereich Literatur tätige Professor,
der sich mit einer Veröffentlichung eines Essays einen Namen gemacht
hat, findet hier einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Für ihn ist diese
sehr ländliche Uni eine neue Erfahrung, da er aus Chicago kommt. Durch einen Zufall erhält Sheridan eine neue Spur. In einem Waldstück, nahe gelegen der Autobahnbaustelle, macht der Polizeichef eine grausige Entdeckung: Ein unterirdischer Bunker mit Zellen und Folterwerkzeugen, dessen genauere Untersuchung eine Verbindung zu den vierundzwanzig Leichen schließen lässt. Die Pathologen schaffen es mit Hilfe der Hinweise, die Ereignisse, die sich in diesen Wänden abspielten, zu rekonstruieren und stoßen auf Entsetzliches. Sie entdecken die Spuren einer Frau, die ohne Hilfe ein Kind gebären musste, und die eines Mannes, der mit Elekroschocks gefoltert wurde. Dies steigert Sheridans Neugier noch mehr und spornt ihn an, weitere Nachforschungen anzustellen, kommt dabei aber nur auf einen neuen Namen: Ben O. Boz, ein eher unbekannter Schriftsteller. Durch die Hilfe des Literaturprofessors versucht Sheridan dem vermutlichen Täter auf die Schliche zu kommen. Er verabredet sich mit ihm und bespricht die Vorgehensweise in diesem Fall. Frank Franklin soll um ein Interview bei dem Schrifsteller bitten, das er für ein neues Essay verwenden will. Alles läuft nach Plan. Ben O. Boz schluckt den Köder und Frank bekommt ein Interview, doch plötzlich mischt sich das FBI ein. Nach ungeplanten Vorfällen arbeiten Franklin, Sheridan und das FBI Hand in Hand miteinander, trauen sich gegenseitig jedoch nicht. Ist Ben O. Boz, der mysteriöse Schriftsteller, wirklich der Mörder der vierundzwanzig Menschen? Der Roman verspricht einen sehr spannenden Verlauf mit unvorhersehbaren Wendungen. Der Autor springt anfangs zwischen zwei Handlungssträngen, wodurch er mehr Spannung aufbauen kann. Mit dem Aufeinandertreffen von Stu Sheridan und Frank Franklin vereinen sich die Handlungsstränge zunehmend und erleichtern es dem Leser, dem Handlungsverlauf zu folgen. Über den Autor Romain Sardou gibt es nur wenig Informationen. Er lebt in Paris und mit seinem ersten historischen Roman "Das dreizehnte Dorf" gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller. Sein Vater war ein Großmeister des Chansons, wodurch auch Romain Sardou zur Oper hingezogen wurde. Aber neben der Musik hatte er schon als Schüler den Wunsch zu schreiben. Nach einigen Lehrjahren in der Filmindustrie von Los Angeles kehrte er nach Paris zurück. Die bekanntesten Werke von Romain Sardou sind "Das dreizehnte Dorf" (2002), "Salomons Schrein" (2004) und "Kein Entrinnen" (2007). Uns
hat das Buch gut gefallen. Man kann sich gut in die Gedanken der einzelnen
Personen hineinversetzen, auch die Umwelt ist durch die exakte Beschreibung
gut vorstellbar. Durch den Perspektivenwechsel zwischen Frank Franklin
und Stu Sheridan entgeht dem Leser nicht das kleinste Detail und man ist
immer einen Schritt weiter als die Hauptcharaktere. Man glaubt den nächsten
Schritt des Mörders oder das nächste Ereignis schon vorher zu
kennen, doch es kommt immer anders als erwartet und das Rätsel des
Mörders bleibt bis zum Schluss bestehen. Jedoch sind der üertriebene
Detailreichtum und die zum Teil abschreckenden Abschweifungen im Krimi
zu bemängeln, was den Spannungsaufbau verhindert und die Lust am
Lesen verringert. Allein die Handlung und die unterschiedlichen Charaktere,
die so real wie im echten Leben handeln und entscheiden, bannen den Leser
an das Buch. Jonas Mähn, Erik Sünder © TourLiteratur
/ Autoren |