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Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2008) > Rezensionen > Schenkel, Andrea Maria: Tannöd

Das Grauen des Mordhofs
Andrea Maria Schenkels Debütroman "Tannöd"

Andrea Maria Schenkel: Tannöd. Kriminalroman.
Hamburg: Edition Nautilus 2006.
ISBN 978-3-89401-479-7
126 Seiten
EURO 12,90


Tannöd - Eigentlich klingt der Name doch idyllisch, oder? Der Schein trügt jedoch.

Der Kriminalroman handelt von einem, Mitte der 50er-Jahre geschehenen, Mehrfachmord an den Bewohnern eines einsamen Bauernhofes. Das Verschwinden der abseits und zurückgezogen lebenden Familie fällt den Nachbarn erst nach Tagen auf. Als diese sich entschließen, nach dem Rechten zu sehen, machen sie einen grausigen Fund. Die ganze Familie, samt Magd, wurde grauenvoll getötet.

Der Erzähler, in Form eines früheren Dorfbewohners, kommt zunächst in seine Heimat zurück, um nach und nach Bekannte und Verwandte der Opfer zu interviewen, bleibt dabei jedoch anonym. Durch die Interviews wird dem Leser das Verhältnis der Bewohner des weit außerhalb gelegenen Einödhofes Tannöd nach innen und zum Rest des Dorfes klargemacht. Aus den verschiedenen Erzählperspektiven gehen auch immer neue Anschuldigungen und Verdächtige unter den Dorfbewohnern hervor, jedoch kann der Täter nicht genau bestimmt werden. Diese Unklarheit bringt Angst und Schrecken in den sonst ruhigen und koordinierten Tagesablauf. In den Erzählstrang eingeschoben sind Erzählungen vom Tagesgeschehen des Mörders und seinen Gewohnheiten, ohne jedoch seine Identität preiszugeben.

Die Hausfrau Andrea Maria Schenkel wurde am 21. März 1962 in Regensburg geboren, wo sie auch heute mit ihrem Mann und den drei Kindern lebt. Mit ihrem Debütroman "Tannöd" erregte sie 2006 viel Aufsehen, nicht zuletzt durch Vorwürfe gegen sie, das Kriminal-Sachbuch "Hinterkaifeck" von Reinfried Keilich als Vorlage genutzt und sogar Passagen daraus wörtlich üernommen zu haben. 2007 wurde der Roman mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet (1. Platz der Kategorie "National").

Die Aussagen der Zeugen werden mit unterschiedlichen charakteristischen Sprechweisen sehr authentisch und teilweise unterhaltsam gestaltet. So sind die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Sog aus Verrat, Gewalt und Sex auf und um den Hof sehr detailliert und facettenreich dargestellt. Durch diese unterschiedlichen Perspektiven und die nicht chronologisch aufgebaute Reihenfolge der Aussagen wird auch eine Spannung aufgebaut, die sich dann auch üer das ganze Buch hält. Mit kurzen Bibelzitaten am Ende jedes Kapitels soll das Gemüt wieder etwas beruhigt und der Leser zum Nachdenken angeregt werden, sodass kein gleichmäßiger Lesefluss entsteht. Zum Schluss werden alle Puzzleteile zusammengesetzt und die Zusammenhänge der Aussagen werden klarer.

Abschließend kann man sagen, dass der Roman sehr gelungen und lesenswert ist. Er vermittelt dem Leser, wie schwierig es ist, einen Mordfall aufzuklären und hinter alle Tatsachen zu kommen. Dieses Buch ist auf jeden Fall zu empfehlen.



Robin Henß, Martin Schöneberger

© TourLiteratur / Autoren
Alle Rechte vorbehalten
Buchcover: © Edition Nautilus, Hamburg

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