Der
1. Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis an Christine Nöstlinger
und Maurice Sendak
Die
österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger und
der amerikanische Autor und Illustrator Maurice Sendak sind die ersten
Preisträger des "Astrid Lindgren Memorial Award for Literature".
Die Auszeichnung wird von der schwedischen Regierung an Autorinnen und
Autoren verliehen, die im Geiste der im letzten Jahr verstorbenen Astrid
Lindgren schreiben. Der Preis soll jedes Jahr verliehen werden und ist
mit 5 Millionen schwedischen Kronen (etwa 540.000 Euro) dotiert. Die
Auszeichnungen werden am
4. Juni 2003 im
Open-Air-Museum von Skansen in Stockholm üerreicht.
Christine Nöstlinger wurde am 13. Oktober 1936 als Tochter eines
Uhrmachers in Wien geboren. Nach dem Abitur (Matura) studierte sie Gebrauchsgrafik
und arbeitete danach als Journalistin für verschiedene Tageszeitungen
und den ORF. 1970 erschien ihr erster Jugendroman "Die feuerrote
Friederike", dem bis heute annähernd 150 weitere Bücher
folgten. Zu ihren bekanntesten Büchern zählen "Wir pfeifen
auf den Gurkenkönig" (1972), "Maikäfer, flieg!"
(1973), die "Gretchen Sackmeier"-Trilogie (1981-1988), "Das
Austauschkind" (1982), "Der geheime Großvater"
(1986), "Der Zwerg im Kopf" (1989) und "Einen Löffel
für den Papa" (1989). Ihre Werke wurden u.a. mit dem Deutschen
Jugendliteratur-Preis und dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
In der Begründung der schwedischen Jury heißt es:
"Christine Nöstlinger is a reliably bad child-rearing influence of the
same calibre as Astrid Lindgren. Her diversified and highly committed
authorship is characterized by disrespectful humour, clear-sighted solemnity
and inconspicuous warmth. She is a staunch supporter of children and
those living on the margin of society".
Der
am 10. Juni 1928 in New York geborene Maurice Sendak zählt zu den
besten Kinderbuch-Illustratoren der Welt. Berühmt wurde er durch
sein Buch "Wo die wilden Kerle wohnen" ("Where the Wild
Things Are"). Sendaks Werk ist mit zahlreichen Preisen bedacht
worden, etwa mit der Caldecott Medal und dem Lewis Carroll Shelf Award
(beide 1964), der Internationalen Hans-Christian-Andersen-Medaille (1970),
dem Laura Ingalls Wilder Award (1983) und der National Medal of Arts
(1996). In der Begründung der Jury des Astrid-Lindgren-Gedächtnispreises
heißt es:
"He (Maurice Sendak) is unparalleled in developing the picture-book's
unique possibilities of narrating - to the joy of constant new picture-book
illustrators. Furthermore, he is one of the most courageous researchers
of the most secret recesses of childhood - to the delight of constant
new readers".
Mehr Infos zum Preis
beim Swedish National Council for Cultural Affairs
Christine-Nöstlinger-Porträt
bei "Literaturhaus.at"
"Das Kind in mir selbst
..." - Porträt Astrid Lindgren
Buchcover
(oben): Christine Nöstlinger: Ein Mann für Mama. Hamburg:
Oetinger Verlag 1987.
Buchcover (unten): Maurice Sendak: Wo die wilden Kerle wohnen. Zürich:
Diogenes Verlag 1967 (und weitere Auflagen).
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Kunstpreis
Berlin 2003 für Wilhelm Genazino
Den
Kunstpreis Berlin 2003 der Abteilung Literatur der Akademie der Künste
erhielt der Schriftsteller Wilhelm Genazino. Der Preis wird als "Fontane-Preis"
nur alle sechs Jahre verliehen. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung
wurde am 18. März 2003, dem Jahrestag der Märzrevolution von
1848, üerreicht.
"Einen Namen", schreibt Wilfried W. Meyer, "machte sich
Wilhelm Genazino mit Romanen aus der gesellschaftlichen Mitellage des
'Alltagsirrsinns': Minutiöse Psychogramme und literarische Innenausleuchtungen
der Kollektivfigur des Angestellten und Sachbearbeiters." (Frankfurter
Rundschau Nr. 231 vom 4. Oktober 1990). Genazino wurde am 22. Januar
1943 in Mannheim geboren und lebt heute in Heidelberg. Er debütierte
1965 mit dem Roman "Laslinstraße". Genazino, der zu
den wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren gezählt wird, studierte
Germanistik, Soziologie und Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete
zunächst als Journalist, u.a. für das Satiremagazin "Pardon".
Danach machte er durch eine umfangreiche Hörspielproduktion auf
sich aufmerksam. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Romane
"Abschaffel" (1977), "Die Vernichtung der Sorgen"
(1978), "Falsche Jahre" (1979), "Die Liebe zur Einfalt"
(1990), "Leise singende Frauen" (1993), "Das Licht brennt
ein Loch in den Tag" (1996), "Die Kassiererinnen" (1998)
und "Ein Regenschirm für diesen Tag" (2001). Zuletzt
erschien im Münchner Carl Hanser Verlag der Band "Eine Frau,
eine Wohnung, ein Roman" (2003). Genazino wurde u.a. mit dem Literaturpreis
der Freien Hansestadt Bremen (1990), dem Solothurner Literaturpreis
(1995), dem Großen Literaturpreis der Bayrischen Akademie der Schönen
Künste (1998) und dem Kranichsteiner Literaturpreis (2001) ausgezeichnet.
1996/97 war er Stadtschreiber von Bergen-Enkheim.
Klaus Bellin zu Genazinos "Leise singende Frauen": "Diese
Prosa, melodisch und von akribischer Exaktheit, entwickelt, auch wenn
sie Aufregendes kaum mitteilt, einen eigentümlichen Sog. Sie schärft
den Blick fürs Simple (...). Das Buch lebt (...) von der Sprachkraft
eines Autors, der noch immer zu entdecken ist." (Neue Deutsche
Literatur, 41, 1993, H. 483, S. 153)
Ursula März zu Genazinos Erzählungen: "Wilhelm Genazinos
Erzählungen gehen oft von einem Verlust aus und entwickeln sich
als Geschichten des Wiederfindens oder Wiederherstellens. Dabei kann
das Verlorene so klein und konkret sein wie ein Kinderkreisel. Oder
so abstrakt und groß wie das menschliche Gedächtnis. In jedem
Fall handelt es sich um Dinge, die die Figuren für unverzichtbar
halten, weil sie ihnen, gegen eine subjektfeindliche Zeit, für
die Betonung ihrer Subjektivität nützlich sind." (DIE
ZEIT Nr. 35 vom 20. August 1998)
Weiterführende
Links zu Wilhelm Genazino
Buchcover:
Wilhelm Genazino: Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman. München:
Carl Hanser Verlag 2003.
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Kurt-Wolff-Preis
2003 für Verlag Neue Kritik
Der
mit 26.000 Euro dotierte Kurt-Wolff-Preis der Leipziger Kurt-Wolff-Stiftung
ging in diesem Jahr an den Verlag Neue Kritik. Die Stiftung möchte
damit das vorbildliche Gesamtprogramm des Frankfurter Verlags auszeichnen.
Zu den Autoren des Verlags zählen u.a. Hanna Krall und Béla
Zsolt. Den Projektförderpreis der Stiftung ging an den Berliner
Verlag Brinkmann & Bose, der für sein "mutiges" Programm
gewürdigt wurde. Im Verlag erscheint u.a. die Unica Zürn-Gesamtausgabe.
Die Preisvergabe fand während der Leipziger Buchmesse am 21. März
2003 statt. Die Laudatio hielt Daniel Cohn Bendit.
Die in Leipzig ansässige Kurt-Wolff-Stiftung wurde im November
2000 auf Initiative unabhängiger Verleger und des damaligen Kulturstaatsministers
Michael Naumann gegründet. Die Stiftung, benannt nach dem Verleger
und Kafka-Entdecker Kurt Wolff (1887 - 1963), möchte mit ihrer
Arbeit zur "Förderung einer vielfältigen Verlags- und
Literaturszene" beitragen. Zum Vorstand gehören Manfred Metzner
(Vorsitzender), Brigitte Ebersbach und Klaus Wagenbach. Mit dem jährlich
vergebenen Kurt-Wolff-Preis soll entweder das Gesamtwerk eines Autors
oder ein herausragendes Verlagsprogramm eines deutschen oder in Deutschland
ansässigen unabhängigen Verlegers gewürdigt werden. Der Projekt-Förderpreis
soll "vorbildhafte Einzelprojekte" von Verlegern auszeichnen.
Der erste Hauptpreis im Jahr 2001 ging an den Berliner Merve Verlag,
den Förderpreis erhielten die Redakteure der Literaturzeitschrift
"Schreibheft" aus Essen. Im letzten Jahr wurde der Augsburger
Maro Verlag für sein verlegerisches Engagement ausgezeichnet, der
Münchner Peter Kirchheim Verlag erhielt die Projektfördergabe
für seine Ungaretti-Ausgabe.
Homepage
der Kurt-Wolff-Stiftung
Abbildung: Logo der Kurt-Wolff-Stiftung - © Kurt-Wolff-Stiftung,
Leipzig.
(TourLiteratur
6 / April 2003)
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Eulenspiegel
macht's möglich: Der ganze Peter Hacks
Rechtzeitig
zum 75. Geburtstag des Dramatikers, Essayisten und Lyrikers Peter Hacks
am 21. März 2003 würdigt der Berliner Eulenspiegel Verlag
seinen prominentesten Autor mit einer 15-bändigen Gesamtausgabe.
Den Umfang habe der Schriftsteller selbst bestimmt, wie der Verlag verlauten
lässt. Hacks feierte mit Komödien wie "Das Jahrmarktsfest
zu Plundersweilern" Welterfolge. Die 5.000 Seiten kosten in der
gebundenen Ausgabe 450 Euro, broschiert sind sie für 360 Euro zu
haben. Bis Ende Juni 2003 gelten noch günstigere Subskriptionspreise.
Homepage
der Eulenspiegel Verlagsgruppe, Berlin
Weiterführende
Links zu Peter Hacks
Abbildung:
Logo Eulenspiegel Verlag - © Eulenspiegel Verlagsgruppe, Berlin
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Theres
Roth-Hunkeler ist 1. Präsidentin des Schweizer Autorenverbandes
Der Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) besteht erst seit
einem halben Jahr - er ist aus der Fusion der Gruppe Olten sowie des
Schweizerischen Schriftstellerinnen- und Schriftsteller-Verbandes (SSV)
hervorgegangen. Nun hat die neue Vereinigung auch eine Präsidentin:
Es ist die Journalistin und Autorin Theres Roth-Hunkeler. Die 1953 geborene
Schriftstellerin will sich verstärkt in öffentliche Debatten einmischen.
Roth-Hunkeler wurde mit ihren Romanen "Die zweite Stimme" (1997)
und "Erzähl die Nacht" (2000) bekannt.
Homepage
des Verbandes
Autorinnen und Autoren der Schweiz
Links
zu weiteren Schriftsteller-Verbänden
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Neuer
Roman von Siegfried Lenz im August
Mit Romanen wie "Deutschstunde" (1968) und "Der Mann
im Strom" (1957) hat er Klassiker der Gegenwarts-Literatur geschrieben.
Nun hat Siegfried Lenz, Jahrgang 1926, ein neues Buch geschrieben: "Fundbüro"
heißt es und handelt von einem 24-jährigen Protagonisten
und dessen teils skurrilen, teils humorvollen Erlebnissen in einem Großstadt-Fundbüro.
Leser müssen sich allerdings noch etwas gedulden: Der Roman erscheint
erst im August 2003 im Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg.
Homepage
Hoffmann & Campe Verlag
(TourLiteratur 5 / Januar 2003)
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Die
17. Mainzer Minipressen-Messe
Es
ist die Messe der Kleinverlage: Die Mainzer Minipressen-Messe, gegründet
1970, findet alle zwei Jahre am Mainzer Rheinufer in zwei Großzelten
statt - traditionell wird sie an Christi Himmelfahrt eröffnet.
Etwa 360 Aussteller präsentieren und verkaufen ihre Buchproduktion.
Im Durchschnitt besuchen 15.000 Menschen die Veranstaltung. Organisator
der Messe ist das Mainzer Minipressen-Archiv, das dem Gutenberg-Museum
angegliedert ist. Die 17. Messe beginnt am 29. Mai und dauert bis zum
1. Juni 2003. Auch diesmal werden zahlreiche Lesungen, Workshops und
Ausstellungen, etwa zur zeitgenössischen englischen Buchkunst, das Messegeschehen
beleben. Der Sonderausstellungsbereich gehört dieses Jahr den Bucheinbandkünstlerinnen
und -künstler.
Homepage der Mainzer
Minipresse (wird gerade üerarbeitet)
Weitere
Links zu Buchmessen aus aller Welt
Abbildung:
Logo des Mainzer Minipressen-Archivs - © Minipressen-Archiv, Mainz
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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Ludwig-Börne-Preis
für George Steiner
Er
gilt als einer der größten Kenner der europäischen Kulturgeschichte,
mit Büchern wie "Der Tod der Tragödie", "In
Blaubarts Burg", "Sprache und Schweigen" und "Die
Antigonen" wurde er einem großen Publikum bekannt: Der amerikanische
Literaturwissenschaftler George Steiner erhält am 25. Mai 2003
in der Frankfurter Paulskirche den mit 20.000 Euro dotierten Ludwig-Börne-Preis
der Frankfurter Börne-Stiftung. Diese Entscheidung hat der diesjährige
Juror, Bundesaußenminister Joschka Fischer, getroffen.
George Steiner wurde 1929 als Sohn eines Österreichers in Paris
geboren. Er wuchs in New York auf, studierte in Chicago, Paris und Oxford
und lehrte ab 1974 Vergleichende Literaturgeschichte an den Universitäten
von Genf und Cambridge. An der Universität Oxford hat er den Lord-Weidenfeld-Lehrstuhl
für Komparatistik inne. 1999 erschien seine Autobiografie "Errata.
Bilanz eines Lebens" bei Hanser. Steiner ist seit Jahrzehnten ein
unermüdlicher Kulturvermittler ersten Ranges. "Niemand kann
es mit George Steiner aufnehmen", schreibt Henning Ritter in der
FAZ, "wenn es gilt, mehrere nationale Literaturen und Philosophien
Europas aus eigener intimer Leseerfahrung zu beschwören."
(FAZ vom 5. Februar 2003)
Der Ludwig-Börne-Preis, benannt nach dem Publizisten und Schriftsteller
Ludwig Börne (1786 - 1837), wird seit 1993 alljährlich für herausragende
Leistungen in den Bereichen Essay, Kritik und Reportage verliehen. Stifterin
des Preises ist die in Frankfurt am Main ansässige Ludwig-Börne-Stiftung,
Gründer und Vorstandsvorsitzende ist Michael A. Gotthelf. Der Vorstand
beruft jeweils nur einen einzigen Juror, der sich dann für einen Preisträger
- Schriftsteller oder Journalist - entscheiden muss. Letztjähriger
Preisträger war Hans Magnus Enzensberger, 2001 konnte der SPIEGEL-Herausgeber
Rudolf Augstein die Ehrung entgegen nehmen.
Links:
Biografische
Infos zu George Steiner bei "Booklist.com" (englisch)
Vollständiger
Text (englisch) von Steiners Buch "In
Bluebeard's Castle. Somes Notes Towards the Redefinition of Culture"
(Yale University Press 1971)
Textauszug
aus George Steiners Essayband "Sprache
und Schweigen" (1969) auf der Homepage der Mauthner-Gesellschaft
"Langsamer
Abschied von der Morgenröte" - Rezension von Martin Meyer in der
"Neuen Zürcher Zeitung" vom 9. Oktober 2001 zu Steiners Buch "Grammatik
der Schöpfung"
Buchcover:
George Steiner: Errata. Bilanz eines Lebens. München: dtv 2002.
(TourLiteratur 6 / April 2003)
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