Kriemhild,
Hagen & Co. - Dieter Wedels "Nibelungen"
"Das
Lied der Nibelungen kann sich nach meiner Einsicht dem Stoff und dem
Gehalte nach neben alles stellen, was wir poetisch Vorzügliches
besitzen." Kein Geringerer als der Geheimrat Goethe äußerte
sich im Jahr 1807 so lobend üer das bekannteste Heldenepos der
Deutschen. Lange Zeit galt es als das episierte Spiegelbild 'deutschen
Gemüts', als ewig lebendiges Zeugnis konsequenten Heroentums, gelebter
'Treue' und unbegrenzter, nie versiegender Liebe. Seit dem 19. Jahrhundert
gilt es als deutsches Nationalepos. Die viel zitierte "Nibelungentreue"
war besonders für die Nationalsozialisten herausragendes Charakteristikum
deutschen Heldentums.
Der 33-jährige Schriftsteller Moritz Rinke, Dramatiker des Jahres
2001, hat nun eine Neufassung des Stoffs vorgelegt, die am 17. August
2002 in Worms, vor den Stufen des Doms, im Rahmen der Nibelungen-Festspiele
uraufgeführt wird. Regisseur des Spektakels ist der aus Fernseh-Produktionen
wie "Der Schattenmann" und "Der große Bellheim"
bekannte Dieter Wedel, in Fach- und anderen Kreisen gefürchtet
als ebenso penibel und besessen wie autoritär agierender Künstler.
Es spielen u.a. Götz Schubert (Siegfried), Weltstar Mario Adorf
als Hagen, Maria Schrader (Kriemhild) und der gebürtige Wormser
André Eisermann als Giselher. Rinke will den Stoff von seiner
mystisch-germanisch verbrämten Kruste befreien und den Blick auf
aktuelle Bezüge und spannungsgeladene innerpsychische Vorgänge
freilegen. So erscheint etwa die düster-dämonische und machtbeseelte
Gestalt Hagens als nachdenklich reflektierender Politiker, der um die
Abgründe der menschlichen Seele weiß. Auch humorvolle Elemente
wissen Rinke und Wedel hervorzuheben.
Das Nibelungenlied entstand um 1200 in Passau, der Name des Verfassers
ist nicht bekannt. Überliefert ist es in drei verschiedenen Handschriften
(A, B und C), die jeweils üer 2000 Strophen aufweisen.
Zum Inhalt: Der Held Siegfried aus Xanten will die schöne Kriemhild
heiraten. König Gunther, der Bruder Kriemhilds, will die Heiratspläne
Siegfrieds unterstützen, wenn dieser ihm hilft, Brünhild,
die sagenhaft starke Königin von Island, zu besiegen. Mit Hilfe
einer Tarnkappe schlüpft Siegfried in die Rolle Gunthers und kann
Brünhild bezwingen. Unbemerkt entwendet er ihr Gürtel und
Ring. Während eines großen Festaktes in Worms geraten Brünhild
und Kriemhild in Streit: Siegfried, so Brünhild, stehe im Rang
unter ihrem Gemahl Gunther. Kriemhild demütigt Brünhild, indem
sie behauptet, Gunther habe Siegfried sogar beim Beischlaf mit Brünhild
den Vortritt lassen müssen - Gürtel und Ring, die Kriemhild
der Versammlung präsentiert, seien der Beweis dafür. Hagen
von Tronje, treuer Diener Brünhilds, rächt seine Herrin: Kriemhild
kann er das Geheimnis um Siegfrieds einzige verwundbare Stelle entlocken.
Er tötet den Drachenbezwinger hinterrücks und versenkt den
sagenumwobenen Schatz der Nibelungen, der sich im Besitz Siegfrieds
und Kriemhilds befand, im Rhein. Kriemhild, die sich an den Mördern
ihres Gatten rächen will, geht eine eheliche Verbindung mit dem
Hunnenkönig Etzel (Attila) ein, dessen grausam vorgehende Truppen
ganz Europa bedrohen. Unter einem Vorwand lockt sie Hagen an den Hof
Etzels. Dieser kommt in Begleitung Gunthers und der Brüder Kriemhilds.
Als sich diese weigern, den Treueid gegenüer Hagen und Gunther
zu brechen, lässt Kriemhild Hagen und dessen gesamtes Gefolge niedermetzeln.
Besonders im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche dramatische Bearbeitungen
des Nibelungen-Stoffes, am bekanntesten sind Friedrich Hebbels Trauerspiel
"Die Nibelungen" aus dem Jahr 1862 und Richard Wagners "Der
Ring der Nibelungen" (1863). Zuvor bearbeitete der romantische
Erzähler, Lyriker und Dramatiker Friedrich de la Motte Fouqué
(1777-1843) den Stoff in seinem dreiteiligen Heldenspiel "Der Held
des Nordens" (1808-1810). Der in seiner Zeit sehr geschätzte
Schiller-Epigone und Mode-Dramatiker Ernst Raupach (1784-1852) folgte
mit seiner Fassung "Der Nibelungen Hort" im Jahr 1834. Neuere
Dramenfassungen stammen von Paul Ernst ("Brunhild", 1909,
und "Kriemhild", 1918), Max Mell ("Der Nibelunge Not",
1951) und Reinhold Schneider ("Die Tarnkappe", ebenfalls 1951).
Sie können die Uraufführung des Stücks im Wohnzimmer
erleben - 3sat üerträgt die Aufführung live am Samstag,
den 17. August 2002, ab 21.00 Uhr. Wer an diesem Tag keine Zeit hat:
das ZDF sendet am 29. September eine Wiederholung.
Links:
Homepage
der Wormser Nibelungen-Festspiele
Zahlreiche
Infos zur Inszenierung bei 3sat
Das Nibelungenlied
im Original (Handschrift C) bei der "Bibliotheca Augustana"
Der Text
des Nibelungenliedes in den Handschriften A, B und C als zip-Datei
- auf den Seiten des Instituts für Germanistik der Universität
Wien
Das Nibelungenlied:
Infos zum Inhalt und zum historischen Hintergrund in einem ausführlichen
Beitrag von Stephanie Junkers (auf den Seiten von "Worms online")
Eine informative
Seite von Robert Borsch mit Infos zur Enstehung des Nibelungenliedes,
zum historischen Hintergrund, zur Stoffgeschichte und zu den einzelnen
Figuren
Das
Nibelungenlied - Überblicksartikel
von Albrecht Classen in der "Literary Encyclopedia" (englisch)
Eine umfangreiche
Sekundärliteratur-Liste zum Nibelungenlied (MLA-Bibliography)
mit Titeln der Jahre 1981 bis 1998
Abbildungen
aus der Nibelungen-Handschrift der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe
Eine große
Linksammlung zum Thema "Nibelungenlied" - zusammengestellt
von Siegfried Holzbauer
Friedrich
Hebbels Dramatisierung des Stoffes aus dem Jahr 1862: "Die
Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel in drei Abteilungen" - im
Volltext beim "Projekt Gutenberg"
(TourLiteratur 3 / Juli 2002)
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Kabarett-Preis
der "Wühlmäuse"
Willy Astor und Kurt Krömer heißen die Gewinner
des Kleinkunst-Festivals 2002 der Berliner "Wühlmäuse",
des Hauskabaretts von Dieter Hallervorden. Der bayrische Sprachakrobat
Willy Astor bekam den mit 2.500 Euro dotierten Jury-Preis, den Publikumspreis
gab`s für den Nachwuchs-Kabarettisten Kurt Krömer. Jury-Vorsitzende
war der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Die Preisverleihung
fand am 29. Juni 2002 statt.
Links:
Homepage
der Berliner "Wühlmäuse"
Homepage
von Willy Astor
Homepage
von Kurt Krömer (noch im Aufbau)
(TourLiteratur
3 / Juli 2002)
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"Nestroy
- Der Erste Wiener Theaterpreis" 2002
Der
im Jahr 2000 erstmals verliehene Theaterpreis wird vom Verein "Wiener
Theaterpreis", vom Kulturamt der Stadt Wien und vom ORF verliehen.
Die Nestroy-Preis-Akademie, der alle bisherigen Kainz-Medaillen-Gewinner,
die Träger des Nestroy-Ringes sowie die Nestroy-Theaterpreis-Vorjahressieger
angehören, entscheidet üer die Vergabe der Auszeichnungen
u.a. in den Kategorien Beste Aufführung, Beste Schauspielerin,
Bester Schauspieler und Beste Regie. Den Preis für ein Lebenswerk,
für die beste Off-Produktion und das beste Stück des Jahres
bestimmt eine besondere Jury, die sich aus sieben führenden Theaterkritikern
zusammensetzt. In jeder Kategorie werden jeweils drei Personen vorgeschlagen.
In einer Galaveranstaltung im Theater an der Wien sind am 12. Oktober
2002 die Gewinner ausgezeichnet worden.
Die Nestroy-Preisträger des Jahres 2002:
Beste deutschsprachige Aufführung: "Emilia Galotti"
Beste Regie: Michael Schottenberg
Beste Ausstattung: Martin Zehetgruber
Beste Schauspielerin: Ulli Maier
Bester Schauspieler: Sven-Eric Bechtolf
Beste Nebenrolle: Anna Franziska Srna
Bester Nachwuchs: Johanna Wokalek
Bestes Stück (Autorenpreis): Roland Schimmelpfennig
Beste Off-Produktion: "LKH - Eine Theaterserie"
Lebenswerk: Claus Peymann
Sven-Eric Bechtolf wurde bereits im vergangenen Jahr aus bester Schauspieler
ausgezeichnet. Den Preis für das Lebenswerk wurde 2001 George Tabori
zugesprochen, als bester Regisseur wurde Peter Zadek, als beste Schauspielerin
Judith Engel geehrt. Der Autorenpreis ging an Christoph Ransmayr.
Mehr
Infos zum Nestroy-Theaterpreis
Sie interessieren sich für den Namensgeber Johann
Nestroy? Hier gibt`s eine Sekundärliteratur-Liste
(TourLiteratur
4 / Oktober 2002)
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12.
Leipziger Lachmesse
Am
13. Oktober ging die 12. Leipziger Lachmesse, das "Europäische
Humor- und Satire-Festival" in Leipzig zu Ende. Mit üer 90
Veranstaltungen gilt sie als das größte international ausgerichtete
Kabarettfestival Deutschlands. Knapp die Hälfte der eingeladenen
Gastkünstler nahmen zum ersten Mal an der Leipziger Veranstaltung
teil. Im Rahmen des Festivals erhielt die "Magdeburger Zwickmühle"
den renommierten Preis "Leipziger Löwenzahn", mit dem
in den Jahren zuvor schon Kleinkünstler wie Georg Schramm, Bruno
Jonas oder Thomas Freitag ausgezeichnet wurden. Den von der gleichnamigen
Zigarettenfirma gestifteten "Cabinet-Preis" erhielten Meigl
Hoffmann und Karsten Wolf aus Leipzig (Kategorie Kabarett), der Talkmaster
André Kudernatsch aus Erfurt (Comedy) und Tobias und Tabea Wollner aus
Magdeburg und Berlin (Musik).
Homepage
der Leipziger Lachmesse
Abbildung:
Logo Leipziger Lachmesse 2002 - © Leipziger Lachmesse
(TourLiteratur
4 / Oktober 2002)
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